Patenschaften als Lichtblick für Kinder in Ruanda
Blind, behindert, vergewaltigt – Benachteiligten wird Zukunft ermöglicht
Gerhard Reuther, 036929-62137
In Ruhla findet am kommenden Samstag (1. November) ein Paten- und Förderertreffen für das Bildungspatenschafts-Projekt in Ruanda statt. Seit 18 Jahren ermöglicht der „Ökumenische 1Welt-Kreis im Erbstromtal“ benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine ganzheitliche Betreuung und Bildung und damit eine Lebensperspektive in ihrer Heimat. Zahlreichen Patenkindern konnte so bereits der erfolgreiche Schul- und Studiums-Abschluss gelingen. Zum Abschluss des Treffens wird um 19 Uhr in der St. Concordia-Kirche zum Konzert "The Melody Whisper" mit Dolus Mutombo (DR Kongo) eingeladen. Statt Eintritt wird um Spenden gebeten. Gespendet werden kann auch über die Website: www.owog.org.
Derzeit gibt es 66 Patenkinder und 61 Paten, die ein oder zwei Patenkinder fördern, darunter eine Kirchengemeinde in den USA, eine Patin in Norwegen, drei Schulen (Evangelische Grundschule Eisenach, Staatliche Grundschule und Albert-Schweitzer-Gymnasium in Ruhla) und die Firma Stahlbau Senf in Marksuhl. Ferner gibt es sieben Spender, die mehr oder weniger regelmäßig eine allgemeine Projektspende geben, darunter der Lions Club Gotha. 57 Patenschaften wurden bisher erfolgreich beendet. Von den ehemaligen Patenkindern, von denen Einzelheiten bekannt sind, haben viele einen Full-Time Job, unter anderem als Ingenieure, Medizin-Dozent und Biotechniker, andere bilden sich noch weiter.
Der Ruhlaer Pfarrer Gerhard Reuther bezeichnet die Paten als Engel für die Kinder aus Ruanda: „Es blutet einem das Herz, wenn man sieht, unter welch schrecklichen Bedingungen manche Kinder leben. Die Paten sind oft der einzige Lichtblick für die Kinder“. Wie der Pfarrer festgestellt hat, bewirkt eine Patenschaft nicht nur Gutes für das Kind, sondern auch für die Familie und das Lebensumfeld. Im Vergleich zu anderen Programmen sieht er hier den Vorteil darin, „dass das Geld zu hundert Prozent den Patenkindern zugutekommt“.
„Der Bedarf ist weiterhin sehr groß, wir brauchen also dringend neue Unterstützer, zumal zwei Kinder seit kurzem ohne Paten sind. Wer hilft, setzt ein Zeichen der Hoffnung für junge Menschen, die anderenfalls ohne Hoffnung wären. Unser Projekt lebt vom Engagement eines jeden Einzelnen und darüber sind wir sehr froh und dankbar!“, betont der Pfarrer. „Seit 2007 wurden insgesamt rund 682.000 Euros an Spenden nach Ruanda transferiert. Das ist für einen so kleinen Kreis wie unseren sehr beachtlich“, so Reuther.
Das Patenschaftsprogramm begann mit zwei gehörlosen Mädchen, Joyce und Brown. Ein Ehepaar aus Ruhla übernahm die Förderung der beiden, die heute als Lehrerinnen für Gebärdensprache arbeiten. Seitdem wurden zahlreiche weitere Patenschaften vermittelt. Auch dringende medizinische Hilfe wird ermöglicht, beispielsweise konnte so ein Patenmädchen mit schweren Deformierungen an den Füßen operiert werden, ihr blieb der Rollstuhl erspart und sie hat ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. Der erblindete Perlin konnte dank eines Paten als bester Schüler in seiner Klasse die Schule abschließen und studieren und eines Laptops mit Sprachsoftware als Patengeschenk ist für ihn die Kommunikation mit der Umwelt möglich. Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Hilfe ist Chania, die im Alter von fünf Jahren vergewaltigt und stark traumatisiert wurde – sie ist heute lebensfroh, hat gute schulische Leistungen und träumt davon, Ärztin zu werden, um anderen Leidenden zu helfen. Oder Sarah, die von ihren Paten eine Nähmaschine geschenkt bekam und nun selbstständige Schneiderin ist.
Mehrmals waren Mitglieder des 1Welt-Kreises sowie Paten in Ruanda, um sich über den Stand der Arbeit zu informieren sowie Patenkinder und Schulen zu besuchen. Vier junge Frauen haben ein Praktikum in Ruanda bei der Partnerorganisation absolviert. Im August 2025 fand erstmals ein Sommerferienlager für Patenkinder statt unter dem Motto “Wachsen durch Verantwortungsbewusstsein, Bescheidenheit und Dienen“, das so gut ankam, dass es wiederholt werden soll.
Besonders dankbar ist Pfarrer Reuther dem Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum in Magdeburg, das schon öfter Projekte anteilig gefördert hat, dem Kirchenkreis Eisenach, der mit seiner 2%-Appell-Spende das Sommerlager unterstützte, und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in Ruanda, Laurette Mushimiyimana und Vanessa Umuhoza. „Sie führen in unserem Auftrag das Projekt sehr engagiert und effektiv. Ohne sie wäre das Projekt dem Untergang geweiht“, betont Reuther.
Hintergrund:
Der 1Welt-Kreis betreibt ein Bildungspatenschafts-Programm, das vom ruandischen Kooperationspartner “Amizero y’Ubuzima Organization” geleitet wird. Die Kinder und Jugendlichen werden von Mitarbeitern betreut und begleitet, die ihre Sprache sprechen, ihre Geschichte und ihr Leben teilen und angemessene Hilfe im Alltag und bei Krisen und Konflikten geben können. Bei der Förderung wird die “Inklusive Pädagogik“ bevorzugt, wonach sich das Bildungssystem den Bedürfnissen aller Lernenden anpasst. Das Projekt ist offen für Förderer aus aller Welt, Informationen gibt es in sieben Sprachen.
Weitere Informationen im Internet: www.owog.org
Spendenkonto: Kreiskirchenamt Eisenach, IBAN: DE14 8405 5050 0012 0317 47, BIC: HELADEF1WAK, Verwendungszweck: RT2548 PAPRO Ruanda
Gerhard Reuther, 036929-62137