PM 155 | 24.11.2023
Stolte stellt Bericht der Diakonie auf der Landessynode in Erfurt vor

„Armut macht krank und ohnmächtig“

Oberkirchenrat Christoph Stolte, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Mitteldeutschland, hat am heutigen Freitagvormittag seinen Diakoniebericht zur Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Erfurt vorgestellt. In dem Bericht kritisierte er, dass sowohl im Bundeshaushalt als auch in den Landeshaushalten Kürzungen im Bereich Migration und Integration, bei politischer Bildung, der Demokratiearbeit sowie den Freiwilligendiensten vorgenommen werden.

Die Armutsrisikoquote sei in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Zudem wachse die gesellschaftliche Ungleichheit. Zwar profitierten seit 1991 die meisten Haushalte von Einkommenszuwächsen, nicht aber die Haushalte mit geringen oder geringsten Einkommen. Ebenso nehme die „Armut trotz Arbeit“ in der Langzeitbetrachtung relativ zu. Zudem verlaufe die Armutsentwicklung regional sehr unterschiedlich. Insbesondere in städtischen Ballungszentren sei es in den vergangenen 15 Jahren auch unabhängig von der durchschnittlichen Armutsentwicklung zu einer deutlichen Zunahme des Armutsrisikos um bis zu zehn Prozentpunkte gekommen.

„Armut ist ein Skandal und es ist ein ebensolcher Skandal, dass wir uns Armut leisten, dass sich dieses Land Armut leistet. Armut macht krank und ohnmächtig“, so Stolte. „Politiker oder Abgeordnete nehmen oftmals Menschen in Armut wenig wahr, es sind keine Wahlen damit zu gewinnen. Wir wissen: Je ärmer, desto niedriger die Wahlbeteiligung. Dies ist in jeder Wahlanalyse sichtbar.“

Mit Blick auf die von der Diakonie betriebenen Tafeln sagte Stolte: „Wir teilen die kritische Betrachtung der Tafeln. Armut wird dadurch nicht bekämpft, sondern gegebenenfalls verfestigt. Wir meinen, dass das eine zu tun ist ohne das andere zu lassen: Menschen mit wenig Geld das Leben erleichtern (und auch Lebensmittel vor der Vernichtung zu retten) und gleichzeitig immer wieder den Finger in die Wunde legen. Die Tafel will und kann nicht die Lösung des Problems sein, sondern nur ein Übergang zu einer gerechteren Gesellschaft“, so der Diakonie-Vorstand.

Hintergrund
In den Mitgliedsorganisationen der Diakonie Mitteldeutschland arbeiten in insgesamt 101 Einrichtungen der direkten Gefährdetenhilfe und Armutsbekämpfung insgesamt 215 hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen. Hinzu kommen insgesamt 340 Menschen im Ehrenamt oder Freiwilligendienst und Auszubildende und Menschen aus dem geförderten Arbeitsmarkt. Bei den Einrichtungen bilden die Tafeln und die Mahlzeitendienste (Suppenküchen, Mittagstisch) mit insgesamt 28 Ausgabestellen die Mehrzahl der Angebote. Dort arbeiten auch die meisten Ehrenamtlichen und Freiwilligendienstleistenden.

Insgesamt 20 Schuldnerberatungsstellen inklusive Nebenstellen mit insgesamt 39 hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen sind auf dem Gebiet der Diakonie Mitteldeutschland tätig. In Sachsen-Anhalt und Thüringen bieten je acht Kleiderstuben und Möbellager mit einer erheblichen Anzahl an Ehrenamtlichen ihre Unterstützung an, danach folgen die Angebote der Ambulanten Wohnungslosenhilfe, zu denen Wärmestuben, aufsuchende Angebote, Tagestreffs und Projekte zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit ge-hören. Wohnheime der Diakonie für Wohnungslose gibt es insgesamt fünf, zudem ein Nachtasyl in Erfurt.

Hinweis:
Die Landessynode tagt im Großen Saal des Landeskirchenamtes der EKM in Erfurt (Michaelisstraße 39) und ist öffentlich. Einen Live-Stream der Synodentagung gibt es unter www.ekmd.de.
Den Ablaufplan sowie sämtliche Unterlagen zu der Synodentagung finden Sie unter:
www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/6-tagung-der-iii-landessynode-vom-22-25-november-2023-in-erfurt.html

RÜCKFRAGEN

Frieder Weigmann, 0172/3778093


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