PM 046 | 08.05.2025
EKM-Landessynode im Kloster Drübeck beginnt
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Landesbischof Kramer: „Aufrüstung macht die Welt unsicherer statt sicherer“
Mit einem Gottesdienst hat am heutigen Donnerstagmittag (8. Mai) die dreitägige Frühjahrstagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) im Kloster Drübeck begonnen. In seiner Rede zum Auftakt der Plenumssitzung erinnerte Landesbischof Friedrich Kramer an die Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus vor 80 Jahren. Am seinerzeit verabschiedeten Stuttgarter Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kritisierte er, dass zur Rolle im Nationalsozialismus geschwiegen wurde, zum fatalen Irrweg der deutschen Christen, gerade auch in Thüringen mit dem „Entjudungsinstitut“ sowie zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Das entworfene Bild habe gut in die Rechtfertigungsstrategie vieler Deutscher gepasst, die sich angesichts eines verlorenen Krieges, zerstörter Städte, von Flucht und Vertreibung vor allem selbst als Opfer sahen. „Ein Bewusstsein für das eigene Versagen, eine Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld war nur bei wenigen vorhanden“, resümierte Kramer.
Mit Blick auf heutige Gefährdungen des Friedens wiederholte er seinen Aufruf zur Stärkung von Strukturen zur zivilen Konfliktlösung sowie zur Wichtigkeit von Austausch und Dialog. Eine wichtige Rolle der Kirche sieht er zudem in der Beratung zur Kriegsdienstverweigerung und Gewissensbildung sowie einer angemessenen Erinnerungskultur.
„Angesichts der Bedrohungslage mag eine Stärkung der militärischen Sicherheit sinnvoll erscheinen. Doch auf lange Sicht wird Rüstung und militärische Stärke nicht die Sicherheit in Europa garantieren. Nachhaltige Sicherheit beginnt mit Vertrauen und darf nicht nur militärisch gedacht werden“, so Kramer. Daher sei es wichtig, nicht nur über die Größe der Bundeswehr, militärische Ausrüstung oder die Anzahl von Panzern und bewaffneten Drohnen zu sprechen, sondern als Gesellschaft und Kirche sich dafür einzusetzen, dass in Deutschland, in Europa, in den Vereinten Nationen die notwendigen zivilen Mittel, Instrumente und Kompetenzen stark gemacht und eingesetzt werden, so dass Konflikte überhaupt nicht militärisch eskalieren könnten.
„Im Zeitalter von Massenvernichtungswaffen beinhaltet die Logik der Abschreckung eine zivilisationsbedrohende Tendenz, und keine Regierung der Welt kann garantieren, dass der in dieser Logik angelegte Vernichtungsdrang dauerhaft zu kontrollieren ist. Eine kontinuierliche Aufrüstung macht die Welt eher unsicherer als sicherer“, betonte Kramer.
Die friedensfördernde Bedeutung von Austausch und Dialog sei unbestritten. „Als Kirche wollen wir uns hier aktiv einbringen, indem wir ökumenische Beziehungen zu Kirchen weltweit pflegen und Kontakte auch unter schwierigen Bedingungen fördern.“ Zudem sollten Möglichkeiten geschaffen werden, dass Menschen sich begegnen und voneinander lernen können.
Kramer kam auch auf die zunehmende Fragilität der Gesellschaften zu sprechen. „Die Demokratie braucht Demokraten und Demokratinnen, die täglich mittun und sich nicht beirren lassen“, so Kramer. Da die Gesellschaften mit multiplen Krisen konfrontiert seien und mit Verlusterfahrungen umgehen müssten, fielen Einflüsterungen für vermeintlich einfache Antworten auf komplexe Fragen schnell auf fruchtbaren Boden. “Wir sind gefordert, deutlich aus dem Evangelium heraus Positionen zu beziehen“, so sein Fazit. Die Aktion #verständigungsorte nannte er als kirchlichen Beitrag, um zum Dialog beizutragen. Hier werde sich die EKM weiter engagieren, um Menschen über Gräben hinweg ins Gespräch zu bringen.
Zur Mitgliederentwicklung betonte der Landesbischof: „Es wird in den nächsten Jahren spürbar enger“, sodass erhebliche Einsparungen notwendig würden, die sich bereits im Doppelhaushalt 2026/2027 bemerkbar machen werden.
Die Kirchensteuer sieht Kramer nicht als vordergründigen Anlass zum Austritt von Mitgliedern, sondern beispielswiese auch Vertrauensverlust und wachsende Distanzgefühle zur Kirche. „Wir ziehen uns aber nicht ins Private zurück. Als Kirche bieten wir einen Raum zwischen Privatem und Öffentlichem, in dem Christinnen und Christen ihre Verbundenheit mit Jesus Christus und untereinander leben können, mit anderen Akteuren gemeinsam Neues ausprobieren und anschließend ihre Ideen, ihre Zuwendung in den öffentlichen Diskurs, ihre Berufswelt, ihr Netzwerk einbringen.“
Hintergrund:
Die Landessynode besteht aus 84 gewählten, berufenen und solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste und Einrichtungen der Landeskirche. Zu den Aufgaben der Abgeordneten, der Synodalen, gehören unter anderem die Kirchengesetzgebung und der Beschluss über den Haushaltsplan; die Synode nimmt Berichte des Landesbischofs, des Landeskirchenrates und des Landeskirchenamtes entgegen und kann ihnen Aufträge erteilen. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen Sitzungen zusammen.
Hinweise:
Die Landessynode tagt im Evangelischen Zentrum Kloster Drübeck und ist öffentlich. Der Ablaufplan sowie sämtliche Unterlagen zu der Synodentagung finden sich unter:
www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/9-tagung-der-iii-landesssynode-vom-8-10-mai-2025-im-kloster-druebeck.html
Die Synodentagung kann im Livestream unter www.ekmd.de/synode verfolgt bzw. nachträglich angeschaut werden.
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