Gemeindetag für Gehörlose aus Mitteldeutschland in Nordhausen
Regelmäßige Treffen zum Austausch in Gebärdensprache sind wichtig
Sabine Franz, 0176 12574535
Zum diesjährigen Gemeindetag der Gehörlosengemeinden lädt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am kommenden Samstag (23. August) von 11 bis 16.15 Uhr in die Frauenbergkirche in Nordhausen ein. Zum Programm gehören ein Gottesdienst, Workshops und der Austausch. Es gibt mehr als 60 Anmeldungen aus Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hessen und Niedersachsen.
„Gehörlose wohnen vereinzelt in einer Welt der Hörenden, in der kaum jemand ihre Sprache spricht. Deswegen sind die regelmäßigen Treffen mit dem gemeinsamen Essen und Zeit zum Reden in Gebärdensprache so wichtig“, sagt Sabine Franz, Landeskirchliche Pfarrerin für die Seelsorge an gebärdensprachlichen und schwerhörigen Menschen in der EKM.
Beginn für den Gemeindetag ist 11 Uhr mit einem Gottesdienst. Nach dem Mittagessen folgen Workshops zu den Themen „Mit den Bienen durch das Jahr - ein Imker zeigt seine Arbeit“, „Fahrt mit der historischen Straßenbahn durch die Stadt“, „LICHTwege - ein Spaziergang zu Ausstellungsobjekten durch die Stadt“ sowie „Nordhausen früher und heute - Besuch des Museums Tabakspeicher mit Führung“. Cornelia Georg, Gehörlosenseelsorgerin aus Nordthüringen, gestaltet das Treffen mit.
Der Gemeindetag gehört zu den drei überregionalen Projekten, die Sabine Franz in jedem Jahr für alle Gehörlosengemeinden der EKM organisiert. Meist im Mai findet zudem eine Busreise statt, bei der sich die Betroffenen eine Woche in ihrer Muttersprache unterhalten können und Führungen mit Dolmetscher bekommen. Außerdem gibt es einen eintägigen Ausflug. Hin und wieder gibt es einen bilingualen „Gottesdienst für die Augen“ für Gut-Hörende, Schwerhörige und Gehörlose in Laut- und Gebärdensprache und mit induktiver Höranlage.
Sabine Franz hat noch zahlreiche weitere Aufgaben. Wenn Taube in hörenden Gemeinden Kasualien besuchen, vermittelt sie Dolmetschende und die Finanzierung; ebenso für taube Konfirmanden. Sie organisiert Fortbildungen für Dolmetschende zum Verständnis der Liturgie, kirchlicher Begriffe und biblischer Sätze und bilinguale Freizeiten für Familien mit hörgeschädigten Angehörigen. Außerdem hält sie den Kontakt zu einer Gruppe hörender Eltern mit gehörlosen Kindern, zu Gehörlosenvereinen und Interessenvertretern und besucht Kirchengemeinden, um für das Thema zu sensibilisieren. Dazu kümmert sie sich um die überregionale Netzwerkarbeit, eine Homepage und einen überregionalen Gemeindebrief. Ganz wichtig ist die Einzel-Seelsorge, vor allem für Menschen, die nicht mehr mobil sind. Zudem übernimmt sie Kasualien, wenn Betroffene weitab einer Gehörlosengemeinde leben. Oft wird sie bei sozialen Fragen in Anspruch genommen, weil es viel zu wenig gebärdensprachliche Beratung gibt.
Hintergrund:
Statistisch wird davon ausgegangen, dass etwa vier von eintausend Menschen gehörlos sind. Als schwerhörig gelten etwa 25 Prozent. Innerhalb der EKM gibt es Gehörlosengemeinden in Magdeburg, Erfurt, Weimar, Halle, Jena, Saalfeld, Mühlhausen, Nordhausen und der Altmark. Taube Menschen nehmen oft weite Wege auf sich, um teilnehmen zu können. Vor einigen Jahren gab es noch 18 Gehörlosengemeinden, das ist also ein Schwund von 50 Prozent. Das liegt neben der Überalterung vor allem an Personaleinsparungen - inzwischen gibt es noch 1,15 Stellen in der Seelsorge an gebärdensprachlichen Menschen und 0,25 Stellen in der Schwerhörigenseelsorge.
Weitere Informationen im Internet:
www.sehen-verstehen-glauben.de/schwerhoerigenseelsorge
www.schwerhoerigenseelsorge.de
Sabine Franz, 0176 12574535