PM 110 | 07.12.2005
Gottesdienst und Tagung in Wittenberg erinnern an Voelkermord

„Wahrheit deutlich aussprechen“

Ein Gottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche am Freitag, 9. Dezember sowie eine Tagung der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt vom 9. bis 11. Dezember erinnern an den Genozid an der armenischen Bevölkerung vor 90 Jahren im Osmanischen Reich. Den ökumenischen Gottesdienst, der um 16 Uhr beginnt, gestalten Erzbischof Karekin Bekdijian, Primas der Armenischen Apostolischen Kirche in Deutschland, Helge Klassohn, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Axel Noack, Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Dr. Gerhard Feige, Bischof des Bistums Magdeburg, der Potsdamer Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz und Stephan Dorgerloh, Direktor der Evangelischen Akademie.

Im Gottesdienst soll auch dreier wichtiger Zeitzeugen des Genozids vor 90 Jahren gedacht werden, die sich für die Rechte des armenischen Volkes einsetzten: des Potsdamer Pfarrers Dr. Johannes Lepsius, des Marburger Theologen Martin Rade und des anhaltischen Theologe und Pfarrer Ewald Stier. Die Predigt hält Bischof Axel Noack.

„Wir haben daran zu erinnern, dass während des Ersten Weltkriegs 1,5 Millionen Armenier aus ihrer Heimat deportiert, auf Todesmärsche geschickt und bei Massenexekutionen ermordet wurden“, sagt der anhaltische Kirchenpräsident Helge Klassohn. „Damit wurde eine Jahrtausende alte christliche Kultur systematisch vernichtet. Die heutige Republik Türkei leugnet nach wie vor die Tatsache dieses ungeheuren Verbrechens.“ Auch das Deutsche Reich, so Klassohn, habe während des Ersten Weltkriegs dazu geschwiegen und damit seine Verpflichtung zur christlichen Nächstenliebe, zu Mitmenschlichkeit und zur Einhaltung der Menschenrechte seinen Kriegszielen untergeordnet. „Angesichts solcher Verbrechen darf es kein Wegschauen und Schweigen geben. Das haben wir Deutschen gelernt. Und deshalb erkennen wir auch unsere geschichtliche Verantwortung, scheuen die aufrichtige Erinnerung auch an das Versagen und die Schuld unserer Vorfahren nicht“, betont Klassohn.

Um wirkliche Gemeinschaft und Versöhnung zwischen den Völkern zu erreichen, müsse Schuld angenommen und Wahrheit deutlich ausgesprochen werden. „Deshalb haben wir kein Verständnis für die Haltung der türkischen Regierung, die nach wie vor die Tatsachen des Genozids am armenischen Volk leugnet, Christen bis heute benachteiligt und ihnen das selbstverständliche Recht zur aktiven Religionsfreiheit vielfach vorenthält.“

An der Tagung, die vom Zentrum für Armenische Studien in Wittenberg mitveranstaltet wird, nehmen u.a. Sachsen-Anhalts Kultusminister Prof. Jan-Hendrik Olbertz, der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Bergner und der hallesche Theologe Prof. Hermann Goltz teil.

Infos: Ev. Akademie Wittenberg, Tel. 03491 / 49 88 40 www.ev-akademie-wittenberg.de

Anhang:
Programm der Tagung: 110-05_Armenien_Programm.pdf (Dateigröße 210 KByte)
Informationen zu Zeitzeugen: 110-05_Armenien_Anhang.pdf (Dateigröße 59 KByte)

Magdeburg und Dessau – 7. Dezember 2005


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