PM 98 | 28.08.2007
Mittelalterliche Reliquien kehren in Halberstaedter Dom zurueck

„Wir verehren sie nicht, aber wir halten sie in Ehren."

Am morgigen Mittwoch kehren mehrere mittelalterliche Reliquien an ihren ursprünglichen Ort im Halberstädter Dom zurück. Eine Tafel aus Speckstein sowie drei Bündel mit Knochensplittern werden am 29. August nach einer Andacht in das Depositorium der Triumphkreuz-Gruppe über dem Lettner gelegt (11 Uhr). Dort wurden sie 1996 bei Restaurierungsarbeiten an der Christusfigur in einem verschlossenen Hohlraum entdeckt. In den folgenden Jahren sind die Funde intensiv erforscht worden. Zur Wiedereinbringung werden auch der Wirtschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, und Boje Schmuhl, Direktor der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt, erwartet.

„Reliquien standen im Mittelalter hoch im Kurs. Die Menschen damals glaubten, dass sie in ihnen das biblische Heil und Gottes Nähe geradezu greifen konnten. Die Reformation verwarf den Kult, der teilweise groteske Formen annahm. Zahlreiche Reliquienschätze wurden zerstört“, sagt Christoph Hackbeil, Superintendent des Kirchenkreises Halberstadt. „Der Halberstädter Domschatz stellt eine Ausnahme dar. Er zählt zu den wenigen mittelalterlichen Sammlungen im protestantischen Bereich, die noch fast vollständig erhalten sind. Für unseren heutigen Umgang mit den Heiligen und ihren Reliquien gilt der evangelische Grundsatz: Wir verehren sie nicht, aber wir halten sie in Ehren."

Die Reliquientafel hat eine Größe von 37 Mal 29 Millimetern. In den Speckstein ist ein Kreuz aus Zedernholz eingearbeitet. Der Überlieferung nach handelt es sich um Splitter vom „Wahren Kreuz Christi“. Solche Kreuzreliquien wurden im Mittelalter besonders verehrt. Die drei Bündel mit Knochensplittern waren in rote und dunkelviolette Seide eingeschlagen. Eine Zuordnung zu Heiligen ist nicht möglich. Auf den Pergamentstreifen, die ebenfalls in den Stoff eingebunden waren, sind nur noch einzelne Buchstaben in lateinischer Schrift lesbar.
Außerdem wurden 1996 Reste einer Urkunde aus Papyrus gefunden. Sie ist mit einem griechischen Text beschrieben. Das Dokument kehrt aus konservatorischen Gründen nicht mit den übrigen Stücken in das Depositorium zurück. Der Papyrus befindet sich zurzeit in der Interimsausstellung des Halberstädter Domschatzes. Sehr wahrscheinlich sind die Specksteintafel und die griechische Urkunde aus Byzanz nach Halberstadt gekommen.

Halberstädter Domschatz:
Der Halberstädter Domschatz zählt mit seinen 650 Exponaten weltweit zu den umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen des Mittelalters. Am 13. April 2008 wird die Ausstellung neu eröffnet und mit ihr das erste Jahr der Domschätze in Sachsen-Anhalt. Gegenwärtig finden Aus- und Umbauarbeiten in den historischen Präsentationsräumen statt. In einer Interimsausstellung sind zurzeit 30 ausgewählte Schatzstücke zu sehen.

Fragen beantwortet: Superintendent Christoph Hackbeil, 03941/571738 o. 0175/5222 462.

Anhang:
Programm zur Wiedereinbringung der Kreuzesreliquie 98-07 PM - Anhang Programm_28.08.2007_.pdf (pdf-Dokument; Dateigröße 8 KByte)

Magdeburg, 28. August 2007 - Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen


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