PM 49 | 22.04.2007
Synoden beenden ihre Tagungen in Lutherstadt Wittenberg

Vereinigungsvertrag ohne erforderliche Mehrheiten

Am dritten und letzten Sitzungstag der Frühjahrssynoden von Kirchenprovinz Sachsen und Thüringer Landeskirche -- die vom 19. bis 21. April parallel in Lutherstadt Wittenberg getagt haben -- hat der Vertragsentwurf für eine Vereinigung beider Landeskirchen die jeweils notwendige Zweidrittelmehrheit nur in einem Kirchenparlament gefunden. Mit einer Stimme mehr als benötigt votierte die Thüringer Landessynode, wo 43 von 63 der anwesenden Abgeordneten für den Beschlussvorschlag zur Bildung einer "Vereinigten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland" zum 1. Januar 2009 stimmten. In der Synode der Kirchenprovinz Sachsen wurde die erforderliche Mehrheit um zwei Stimmen verfehlt: Es sprachen sich 50 der 78 teilnehmenden Abgeordneten für die Annahme des Papiers aus, zwei enthielten sich, 26 stimmten dagegen. In der Folgedebatte nach den Abstimmungen verabschiedeten die Kirchenprovinz-Synodalen hingegen mit großer Mehrheit ein Positionspapier über eine mögliche Kirchenvereinigung. 68 Abgeordnete votierten dafür, grundsätzlich an dem Ziel eines Zusammenschlusses festzuhalten und darüber weitere Gespräche mit der Thüringer Landeskirche zu führen. Neun Synodale enthielten sich. Es gab eine Gegenstimme.

"Natürlich bin ich enttäuscht, dass die Mehrheiten für eine Vereinigung jetzt nicht zustande gekommen sind", sagt Brigitte Andrae, Präsidentin des EKM-Kirchenamts. "Weil wir so nicht alle Chancen nutzen können, die durch einen Zusammenschluss entstehen. Unter anderem wird die Zusammenarbeit weiterhin Gremien-intensiv bleiben. Auch die Angleichung von Strukturen über Kirchengrenzen hinweg ist nur schwer möglich. Jetzt müssen wir prüfen, welche Perspektiven durch den neuen Beschluss der Synode zur Vereinigung in der nächsten Zeit möglich werden."

"Die Mehrheit war dafür, aber es hat trotzdem nicht gereicht. Ich hatte mir ein anderes Ergebnis gewünscht", so Axel Noack, Bischof der Kirchenprovinz Sachsen. "Wir müssen jetzt die Gründe für das Abstimmungsergebnis analysieren und überlegen, was wir daraus machen können. Ich hoffe, dass wir die Kraft haben, die Zukunft fröhlich zu gestalten. Es ist schwerer geworden, aber nicht zu Ende."

Sollten die weiteren Bemühungen um eine Vereinigung ergebnislos bleiben, dann gehen die Kirchenprovinz Sachsen und die Thüringer Landeskirche, die seit 2004 als Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM) zusammen arbeiten, auf eine "verdichtete Föderation" zu. Dazu gehört unter anderem, wie im Föderationsvertrag vereinbart, dass 2009 die Finanzhoheit der Landeskirchen auf die EKM übergeht. Außerdem sollen die Grundordnung der Kirchenprovinz Sachsen und die Verfassung der Thüringer Landeskirche durch eine gemeinsame Verfassung abgelöst werden.

In der Synode der Kirchenprovinz Sachsen ging den Abstimmungen am heutigen Sonnabend eine kontroverse Debatte am zweiten Sitzungstag voraus (20.04.). Einige Abgeordnete warben für den Zusammenschluss. "Beide Kirchen befinden sich gegenwärtig in einer soliden Situation. Das ist ein Geschenk, weil wir dadurch heute Spielräume zum Gestalten für unsere Kirche von morgen haben. Dies sieht in ein paar Jahren vermutlich ganz anders aus", so Dr. Matthias Sens, Propst des Sprengel Magdeburg-Halberstadt. Andere Redner sprachen sich während der Diskussion dafür aus, zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Beschluss zur Kirchenvereinigung zu fassen. "Wir machen den zweiten Schritt vor dem ersten. Vor der Entscheidung über den Zusammenschluss sollten wir nach meinem Verständnis erst einmal den Prozess über eine gemeinsame Verfassung und ein entsprechendes Finanzgesetz abgeschlossen haben", argumentierte Silke Boß, Synodale des Kirchenkreises Halle-Saalkreis.

Von den zwei Verfassungsentwürfen, die den Synodalen von Kirchenprovinz Sachsen und Thüringer Landeskirche, am ersten Sitzungstag vorgestellt worden sind, geht nun das Modell A für eine "verdichtete Föderation" in das Stellungnahmeverfahren. Die Kirchgemeinden, Kirchenkreise, die Superintendenten- und Mitarbeitendenkonvente sowie die theologischen Fakultäten der Universitäten in Halle-Wittenberg und Jena sind bis zum 30. November 2007 zu Stellungnahmen eingeladen. Eine Redaktionsgruppe soll die Eingaben sammeln, sichten und den Frühjahrssynoden 2008 einen überarbeiteten Verfassungsentwurf zur endgültigen Entscheidung vorlegen.

Am dritten Sitzungstag ihrer diesjährigen Frühjahrssynode beschlossen die Kirchenparlamentarier der Kirchenprovinz Sachsen außerdem, eine Handreichung über die Teilnahme von Kindern am Abendmahl erarbeiten zu lassen. Diese soll der Synode 2008 zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Außerdem verständigten sich die Abgeordneten darauf, das Arbeitsfeld evangelische Schulen zukünftig stärker in der mitteldeutschen Kirchenföderation zu thematisieren. Unter anderem soll zur Förderung der evangelischen Schulen und zur Qualitätssicherung ein Netzwerk ins Leben gerufen werden.

Zum Abschluss ihrer Frühjahrstagungen versammelten sich die Synoden der Kirchenprovinz Sachsen und der Thüringer Landeskirche am Nachmittag des 21. April zu einem gemeinsamen Abschlussgottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche (16 Uhr).

Hinweis für Redaktionen:
Alle Unterlagen zu den Synoden der Kirchenprovinz Sachsen und der Thüringer Landeskirche können im Internet unter www.ekmd-online.de abgerufen werden (Pfad: Unsere Kirchen > Synoden).

Fragen beantwortet: Oliver Vorwald, Pressesprecher der Kirchenprovinz Sachsen, 0179/4998427.

Lutherstadt Wittenberg - 21. April 2007


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