22.03.2023
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen feiert Jubiläum

Magdeburg (epd). Mit einem Festgottesdienst im Magdeburger Dom hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) am Dienstag ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert.

Die Organisation mit Sitz in Frankfurt am Main wurde am 10. März 1948 von damals sechs Kirchen gegründet. Der Berliner griechisch-orthodoxe Bischof Emmanuel von Christoupolis würdigte in seiner Predigt die Bemühungen der „ökumenischen Vorfahren, die vor 75 Jahren, nahezu drei Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, einen mutigen und längst überfälligen Schritt nach vorn wagten“.

Diese „Glaubensgemeinschaft der ersten Stunde“ sei heute zu einer „dynamischen Werkstatt der ökumenischen Projekte“ herangewachsen. Der in Deutschland geborene orthodoxe Bischof führte weiter aus, dass die ACK zum Sprachrohr für die verfolgten Geschwister auf der ganzen Welt und zum Ort der Begegnung für alle geworden sei, die den Dialog fortführen wollten.

Im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung hatte die ACK zu dem Festgottesdienst in den Magdeburger Dom eingeladen. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, erinnerte als Gastgeber an die 2007 im Dom unterzeichnete „Magdeburger Erklärung“, mit der elf Kirchen in Deutschland wechselseitig die bei ihnen vollzogene Taufe anerkannt hatten.

Auf die ökumenischen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte ging im Anschluss auch der deutsch-brasilianische Theologe Fernando Enns in seinem Festvortrag ein. Er hob besonders das Engagement während der Zeit der deutschen Teilung hervor. „Die Ökumenischen Versammlungen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 1988/89 in Dresden und Magdeburg waren das umfangreichste und verbindlichste Unternehmen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR“, zitierte Enns den letzten Geschäftsführer der DDR-Schwesterorganisation, Martin Lange.

Der mennonitische Theologe ging auch auf die andauernden Jugendproteste für mehr Klimaschutz ein. „Anstatt diese Jungen in Teilen zu kriminalisieren, sollten wir Kirchen, wir Kirchenleitungen ihnen - und damit uns allen - wieder einen Schutzraum bieten“, forderte er in seinem Vortrag. Schließlich habe die ACK auf dem Ökumenischen Kirchentag 2010 in München einen „Schöpfungstag“ proklamiert, der seitdem am ersten Freitag im September gemeinsam gefeiert werde. Es handele sich um den ersten „ökumenischen Feiertag“, auf den sich die Kirchen in Deutschland geeinigt hätten.

Der Theologe würdigte insbesondere die Fortschritte bei der gegenseitigen Anerkennung der Taufe, wies aber auch auf bestehende Defizite in der Ökumene hin, insbesondere beim gemeinsamen Abendmahl. „Leiden wir Kirchen tatsächlich noch unter der Trennung eben an jenem Tisch, der uns doch gerade versöhnen will und kann?“, fragte er die Anwesenden. Auch die gegenseitige Anerkennung von Ämtern und die Ordination von Frauen seien nach wie vor ungeklärte Fragen.

Die Feiern sollten am Abend mit einem Empfang im Beisein von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) fortgesetzt werden.

Das Stichwort: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. (ACK) besteht seit nunmehr 75 Jahren. Am 10. März 1948 hatten zunächst sechs Kirchen in Deutschland die ACK mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. Heute hat die ACK 17 Mitgliedskirchen und acht Gastmitglieder. Fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Am Dienstag feierte die Arbeitsgemeinschaft ihr 75-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst im Magdeburger Dom.

Unter den Mitgliedern sind neben den beiden großen Kirchen in Deutschland etwa auch die Heilsarmee, die Evangelisch-methodistische Kirche und der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten). Zur Arbeitsgemeinschaft gehören aber auch die Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland und die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland.

Grundlage der Zusammenarbeit ist eine gemeinsame Satzung. Organe der ACK sind die in der Regel zweimal jährliche tagende Mitgliederversammlung und der Vorstand. Sie treffen grundlegende Entscheidungen über die inhaltliche Arbeit sowie über Finanz- und Strukturfragen. Um einzelne Themen zu vertiefen, kann die Mitgliederversammlung Ausschüsse einsetzen. Die ACK wird durch Beiträge ihrer Mitgliedskirchen finanziert.

Die ACK will nach eigener Darstellung auch der Tatsache Rechnung tragen, dass das Christentum durch Migration und andere Faktoren heute in Deutschland nicht mehr nur durch die katholische und die evangelische Kirche repräsentiert wird. Der Zweite Weltkrieg hatte die Kirchen weltweit durch die Erfahrung erschüttert, dass sie nicht zu gemeinsamem Zeugnis und Handeln gefunden hatten. Als Schritte zur sichtbaren Einheit der christlichen Kirche werden Begegnung und gemeinsames Gebet benannt, aber auch der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie das Eintreten für verfolgte Christen weltweit.

Die ACK ist damit die nationale Entsprechung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Seit 2019 ist mit Erzpriester Radu Constantin Miron ein orthodoxer Christ ihr Vorsitzender.

Nach der politischen Teilung Deutschlands hatte sich 1970 auch eine „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR“ (AGCK) gegründet. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten schlossen sich die beiden Arbeitsgemeinschaften im Februar 1992 bei einer gemeinsamen Tagung in Berlin zusammen und konstituierten die ACK neu.

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Gruppenbild Festakt ACK  Foto: ACK

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