27.09.2022
Deutscher Pfarrerinnen- und Pfarrertag eröffnet

Leipzig (epd). Der 76. Deutsche Pfarrerinen- und Pfarrertag ist am Montag mit einem Gottesdienst in der Leipziger Thomaskirche eröffnet worden. 

Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz forderte die Teilnehmenden dazu auf, angesichts wachsender Erwartungen und Herausforderungen mit Besonnenheit zu reagieren.

„In diesen Tagen hängt viel davon ab, ob es uns gelingt, den Wert des Gottvertrauens als Kraftquelle und Medizin gegen die Sorge der vorweggenommenen Verlusterfahrungen zu nehmen und zu geben“, sagte Bilz laut Redemanuskript.

Unter dem Motto „Ende der Sicherheit“ tagen rund 350 Theologinnen und Theologen aus verschiedenen evangelischen Landeskirchen bis Mittwoch in Leipzig. Sie wollen Veränderungen in Kirche und Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken. Hintergrund sind der Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie, die Aufnahme Geflüchteter sowie der Klimawandel. Am Dienstag wird Thomas de Maizière (CDU) zu einem Vortrag erwartet. Der frühere Bundesinnen- und Verteidigungsminister ist seit Oktober Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

Das Tagungsthema soll auch in einer Podiumsdiskussion mit Experten aus Polizei, Justiz, Pflege und Theologie erörtert werden. Bereits vor der offiziellen Eröffnung der Tagung wurde der Bericht des Vorstandes übergeben.

Der Verbandsvorsitzende Andreas Kahnt plädierte dafür, trotz pazifistischer Haltung von Christinnen und Christen, die Waffenlieferungen an die Ukraine moralisch mit zu tragen. „Der Ukraine in dieser Situation Gewaltfreiheit abzuverlangen, ist zynisch“, sagte Kahnt vor der Mitgliederversammlung. Dies gelte umso mehr, wenn das Leben und die Integrität eines ganzen Volkes angegriffen würden.

„Das Land in jeder Hinsicht, auch mit Waffen, zu unterstützen, ist eine Frage, deren Beantwortung vor dem Hintergrund eigener Friedensethik äußerst komplex ist“, sagte Kahnt. Sie führe in das „Dilemma, einerseits alles für den Frieden tun zu wollen, es aber ohne Waffen nicht zu können“.

Dieses Dilemma lasse sich nicht lösen. Aber es lasse sich „aushalten, indem am eigenen, unbedingten Willen zum Frieden und zum Pazifismus festgehalten, der Ukraine aber die Nothilfe nicht verweigert wird“, sagte Kahnt. Diese Nothilfe sei Unterstützung zu rechtserhaltender Gewalt in einer konkreten Ausnahmesituation.

„In einer solchen Situation darf der Pazifismus eine Ausnahme machen, ohne sich selbst zu verleugnen“, sagte Kahnt. Nichts zu tun, wäre eine Haltung, die den Pazifismus zu einer Sache privilegierter Menschen machte, „die das Glück haben, in einem Land zu leben, in dem seit mehr als 70 Jahren Rechtsstaatlichkeit und die Abwesenheit von Krieg den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen“.

Der Pfarrerinnen- und Pfarrertag findet alle zwei Jahre statt, zuletzt kam er 2018 zusammen. Die Tagung fiel 2020 coronabedingt aus. Veranstaltet wird die Versammlung vom Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, dem rund 20.000 Mitglieder angehören. Beteiligt sind Theologinnen und Theologen aus evangelischen Kirchen in Deutschland und europäischen Partnerkirchen. Zum ersten Mal seit hundert Jahren findet das Treffen in Leipzig statt. Der nächste Kongress ist für 2024 geplant.

epd-Nachrichten und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nur mit Genehmigung der Verkaufsleitung von epd (verkauf@epd.de) gestattet.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar