05.09.2018
Kirchen kritisieren Missbrauch des Kreuzes durch Moschee-Gegner

Erfurt (epd). Die Kirchen haben die Verwendung eines großen schwarzen Kreuzes bei einer islamfeindlichen Demonstration gegen eine geplante Moschee im Erfurter Vorort Marbach scharf kritisiert.

"Wir Vertreter der evangelischen und römisch-katholischen Kirche in Erfurt distanzieren uns von der Verwendung eines Kreuzes in dieser politischen Kampagne", schreiben der Senior des Evangelischen Kirchenkreises Erfurt Matthias Rein und Dechant Marcellus Klaus vom Katholischen Dekanat in einer gemeinsamen Erklärung, die am Dienstag in der Thüringer Landeshauptstadt veröffentlicht wurde.

"Das Kreuz steht für den Tod Jesu Christi, der Gottes Liebe gerade auch zu den Ausgegrenzten radikal lebte. Es steht für die Überwindung von Todesgrenzen und Versöhnung", heißt es in der Erklärung weiter. Christen bemühten sich um die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Religion und Weltanschauung; sie respektierten das Recht jeden Bürgers in Deutschland auf freie Religionsausübung. "Wir protestieren dagegen, dass sich die Aktivisten gezielt gegen Einwohner in Marbach wenden, die der Kirchengemeinde angehören", betonten die beiden Kirchenvertreter.

Sie reagierten damit auf den Umzug einer Gruppe von etwa 20 Männern und Frauen, die am Sonntagmorgen als Muslime verkleidet gegen die Moscheepläne demonstrierend durch Marbach zogen. Ein Mann trug dabei auch ein großes schwarzes Kreuz. Dass die Demonstranten dabei auch vor dem Haus einer Landtagsabgeordneten der Grünen Station machten, war - einschließlich bei der AfD - auf breite Ablehnung gestoßen. So erklärte Landtagspräsident Christian Carius (CDU), das Bedrohen einer Abgeordneten und ihrer Familie vor deren Wohnhaus stehe außerhalb der Rechtsordnung.

Die muslimische Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat will in Erfurt-Marbach einen Moscheeneubau realisieren. Das Projekt war von der Stadtverwaltung mit Auflagen genehmigt worden. Geplant ist ein Bau mit Gebetsräumen für Männer und Frauen, einem Multifunktionsraum, Büro und einer Wohnung für den Imam. Zu dem Bau gehören ein nicht begehbares acht Meter hohes Zierminarett und eine Kuppel, die sich etwa 3,50 Meter über das Erdgeschoss erheben soll. Während Landesregierung und Kirchen das Vorhaben als Bereicherung für das religiöse Leben begrüßen, lehnt die AfD das Projekt strikt ab.

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