09.03.2022
Militärbischof: Keine Wiedereinführung der Wehrpflicht | Friedensgebete in den Kasernen

Weimar (G+H) – Waffenlieferungen als Hilfsleistung für die Ukraine hält der Evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg für eine Gratwanderung.

Im Gespräch mit der in Weimar erscheinenden Mitteldeutschen Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" (Ausgabe zum 13. März) beschreibt er die Notwendigkeit der Verteidigung, verknüpft mit der Gefahr, dass der Konflikt durch militärische Hilfe über die Grenzen der Ukraine hinaus eskaliert. "Das ist ein ethisches Dilemma, und es ist völkerrechtlich ein schmaler Grat, den die Politik hier geht."

Den Zustand der Bundeswehr sieht Felmberg kritisch. Seit 1990 habe Deutschland "eine enorme Friedensdividende eingefahren". Hohe Geldsummen sind eingespart worden. Das sei an der Truppe nicht spurlos vorübergegangen. Die Aufstockung des Wehretats sei ein Schritt, der deutlich mache, dass die Friedensdividende zu hoch war.

Der Militärbischof sprach sich im Gespräch mit der Kirchenzeitung nicht für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht im klassischen Sinne aus. Das könne es heutzutage schon aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit nicht geben, so Felmberg. "Man kann über ein allgemeines Dienstjahr für alle nachdenken – aber gerade, weil sich die Situation so schnell verändert, bin ich dafür, zunächst einmal Ruhe zu bewahren und zurückhaltend zu bleiben."

Die Militärseelsorge bietet nach den Worten Felmbergs derzeit Friedensgebete in den Kasernen an, die unterschiedlich stark frequentiert seien. Die Aufgabe der Militärseelsorge sei, als Ansprechpartner für die Soldaten bereitzustehen.

Der leitende Geistliche äußerte sich auch zur protestantischen Friedensethik. "Die Gesellschaft, und mit ihr auch die EKD, hat diese Entwicklungen (Annexion der Krim oder zu den Fragestellungen Donezk und Luhansk, Anm. d. Red.) nicht so stark beobachtet, wie es nötig gewesen wäre, um zu verhindern, was wir seit knapp zwei Wochen erleben."


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