11.05.2019
Mitteldeutschlands zweiter Bischof | Friedrich Kramer will für eine fröhliche und weltoffene Kirche eintreten

Von Romy Richter und Dirk Löhr (epd) Friedrich Kramer will mit fröhlicher Zuversicht überzeugen. In Mitteldeutschland gebe es herrliche Kirchengebäude, die wundervoll zum Glauben einladen. "Wir sind steinreich", sagt der Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt gern und oft.

Auch auf der Synode im Kloster Drübeck bemühte der Theologe am Donnerstag und Freitag dieses Bild. Dabei seien die vielen Kirchen und Kapellen in Mitteldeutschland zwar Eigentum der Kirchgemeinden, aber doch "für die ganze Gesellschaft da". Am Freitag wählte die Synode Kramer zum neuen Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Wie seine Vorgängerin Ilse Junkermann, die im Sommer aus dem Bischofsamt scheidet, möchte Kramer die Kirchentüren öffnen. Die Gotteshäuser sollen so oft wie möglich zum stillen Gebet wie zur Besichtigung einladen können. Offenheit ist ihm wichtig. Als Leiter der Wittenberger Akademie sei er es gewohnt, "verschiedene Parteien ins Gespräch zu bringen", sagt er unmittelbar nach seiner Wahl zum Landesbischof.

So spart er auch nicht an offenen Worten, selbst am Donnerstag in seiner Vorstellungsrede auf der Synode nicht. Es sei schon befremdlich, wie das Hohe Haus mit der scheidenden Bischöfin umgehe, ihr den verdienten Dank verweigere, schrieb er den Synodalen ins Stammbuch. Trotz dieser Kritik wählten sie ihn am folgenden Tag doch zum zweiten Bischof der zum 1. Januar 2009 entstandenen mitteldeutschen Kirche.

Johann Friedrich Kramer wurde am 30. Oktober 1964 in Greifswald geboren, dort wurde er auch getauft. Im Alter von zehn Jahren zog seine Familie dann nach Wittenberg, wo sein Vater das Predigerseminar leitete. Kramer fällt im kirchlichen Leben der Stadt auf, nicht nur mit seinem Markenzeichen, der Fliege, die er stets zum Anzug trägt, auch mit seiner kommunikativen Art. Lieblingsorte habe er viele, sagt er. Derzeit sei es sein Zimmer mit seiner Gitarre, wo er Lieder spielen könne.

Ähnlich sei es mit seinem kleinen Weinberg. Direkt nach seiner Wahl ziehe es ihn zu seinen 270 Pflänzchen, um Unkraut zu hacken, sagte er breit lächelnd auf seiner ersten Pressekonferenz als Bischof im Kloster Drübeck. Und fügte hinzu: "Auch ich bin Arbeiter im Weinberg des Herrn."

Mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, gehört für Kramer zum Leben dazu. Und auch, keine Waffe anzufassen. Den Dienst an der Waffe in der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR verweigerte er und diente von 1983 bis 1985 als Bausoldat in Prora auf Rügen. Nach seinem Studium der Evangelischen Theologie von 1985 bis 1991 in Berlin an der Humboldt-Universität war er danach Pfarrer in Lodersleben und Gatterstädt bei Querfurt sowie mit der Jugendarbeit im Kirchenkreis Querfurt beauftragt. Von 1997 bis 2008 war Kramer als Pfarrer für Studentenseelsorge in Halle tätig. Seit 2009 ist er Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und zugleich Studienleiter für Theologie und Politik.

Der 54-Jährige ist verheiratet mit Sabine Kramer, der Direktorin des Predigerseminars in Wittenberg, für die er seinen Geburtsnamen Schulz ablegte. Das Paar hat zwei Töchter sowie zwei Enkeltöchter. Friedrich Kramer arbeitet auch als Honorardozent an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle und ist in verschiedenen Gremien aktiv. Dazu gehören unter anderem die Mitwirkung in der Projektleitung und im Beirat der Konfi-Camps in Wittenberg und die Mitgliedschaft in der Ethik-Kommission des Landes Sachsen-Anhalt.

Bereits die Nominierung als Kandidat für das Bischofsamt empfand Kramer als "persönliche Wertschätzung seiner bisherigen Arbeit". Um so mehr freute er sich nach der Wahl über das in ihn gesetzte Vertrauen. Die Liste seiner Tätigkeiten sowie Engagements in Gremien und Vereinen ist lang. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte Kramer zu seiner Motivation: "Mich reizt es, unsere Kirche in schwierigen Ab- und Aufbruchszeiten geistlich zu begleiten. Über das, was nicht mehr geht, mit den Geschwistern zu trauern und getrost und fröhlich neue Wege zu wagen." Er stehe für eine "fröhliche, weltoffene, menschenfreundliche und streitbare Kirche", verspricht der neue Bischof.

Glückwünsche für neuen Bischof

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bescheinigte dem künftigen mitteldeutschen Bischof eine große Bereitschaft zum Zuhören und zur Diskussion. Auch habe er durch seine langjährige Arbeit als Studentenseelsorger "einen guten Draht zu jungen Menschen".

Gratulationen kamen auch vom Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, sowie Bischöfen benachbarter Landeskirchen, wie von Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Carsten Rentzing von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Thüringen, Reiner Haseloff (CDU) und Bodo Ramelow (Linke), haben dem 54-jährigen Wittenberger Akademie-Direktor Friedrich Kramer zur Wahl zum neuen Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ebenfalls gratuliert. Beide dankten der scheidenden Bischöfin Ilse Junkermann, die der EKM seit 2009 vorsteht. Er wünsche dem neuen Bischof viel Kraft und Mut im Amt, erklärte Ramelow. Neben dem nötigen Erfolg hoffe er aber auch auf viel Freude bei der Bewältigung der bevorstehenden Aufgaben.

Haseloff sagte, er verspreche sich von Kramer, den er schon viele Jahre kenne, "allzeit ein hörendes Herz und Gottes Segen." Der neue Bischof sei nicht nur mit Luther vertraut, sondern kenne auch Land und Leute. Er werde gewiss eine authentische Stimme der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sein. Kramer möge es gelingen, "auch den Menschen in unserem Land, die nicht oder nicht mehr kirchlich gebunden sind, aufzuzeigen, dass es Aspekte in unserem Leben gibt, die man sehr schnell übersieht, dass der Mensch von Brot allein nicht lebt", sagte Haseloff.

Ramelow gratulierte zudem der neugewählten Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, die künftig für die geistliche Führung der evangelischen Kirche im Südthüringer Raum um Schmalkalden verantwortlich sein wird. Auch sie tritt ihr Amt im September an, wenn die Amtszeit von Bischof Martin Hein endet. Mit seinen Glückwünschen verbinde er die feste Hoffnung, dass der Freistaat Thüringen auch in Zukunft mit beiden Evangelischen Landeskirchen konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeitet, erklärte Ramelow.

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