02.07.2018
Papst-Video zu Migration: „Willkommen heißen, beschützen, unterstützen, integrieren“

Europa wird sich nach dem Willen der Mehrheit stärker abschotten gegen Migration: Zurückweisungen an den Grenzen; Transitzentren in Deutschland; Flüchtlingsaufnahmelager außerhalb der EU. Darauf haben sich in der vergangenen Woche die EU-Staaten verständigt.

Ganz unabhängig von diesem Gipfel und dem innerdeutschen Streit um die Asylpolitik hat sich Papst Franziskus jüngst in einem Video sehr klar zu dem großen Thema Migration geäußert – und zu der Frage, wie die Weltgemeinschaft darauf reagieren sollte: https://www.facebook.com/vaticannews.de/videos/2039482062730786/

„Leider sind Menschen oft gezwungen, ihre Heimat zu verlassen“, so der Papst  – die Gründe seien vielfältig: Konflikte im eigenen Land, Naturkatastrophen, politische Verfolgung, Klimawandel, Gewalt, extreme Armut. „Unsere gemeinsame Antwort darauf sollte so aussehen: willkommen heißen, beschützen, unterstützen, integrieren.“

Papst Franziskus erklärt, was er im Einzelnen damit meint (hier die Übersetzung der englischen Untertitel):

Willkommen heißen: Ein verantwortungsvolles und würdevolles Willkommenheißen unserer Schwestern und Brüder beginnt damit, ihnen anständigen und angemessenen Schutz  zu geben.

Beschützen: Wir sprechen über Millionen Gastarbeiter, Millionen von Asylsuchenden und Heimatlosen und Millionen Opfer von Menschenhandel. Deren unveräußerliche Menschenrechte zu verteidigen, ihre fundamentale Freiheit zu sichern und ihre Würde zu respektieren, ist unser aller Pflicht.

Unterstützen: Migranten, Flüchtlinge und Heimatlose zu beschützen, reicht allein nicht. Worauf es ankommt, ist dafür Sorge zu tragen, dass sie sich entwickeln können. Die Verantwortung dafür beginnt bei ihnen zuhause, in den Heimatländern. Dort sollte eine solche Unterstützung garantiert sein – verbunden mit dem Recht zu emigrieren, aber genauso mit dem Recht, nicht emigrieren zu müssen.

Integrieren: Integration, anders als Assimilation, ist ein Prozess, der in zwei Richtungen geht und im Wesentlichen darin wurzelt, dass wir gegenseitig unseren kulturellen Reichtum anerkennen.“

Und der Papst schließt mit den Worten: „Ich glaube, auf diese Weise zu handeln, ist heute unsere Pflicht, egal ob als Einzelner oder als Gruppe.“

Das Video wurde kürzlich in Madrid auf einem internationalen Werbe- und Marketing-Festival ausgezeichnet und ist zu finden unter: https://www.facebook.com/vaticannews.de/videos/2039482062730786/

„Achtung der Menschenwürde höherstellen als jedes politische Kalkül“

Zu der aktuellen Flüchtlingsdebatte der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm: „Es ist ein Gebot christlicher Nächstenliebe, Menschen, die aus ihren Heimatländern vor Krieg und Elend fliehen und in der EU Schutz suchen, nicht ihrem Elend zu überlassen." Zwar sei es zu begrüßen, dass die Staats- und Regierungschefs in der Flüchtlingsfrage Einigkeit erzielt hätten. Diese dürfe sich aber nicht auf immer restriktivere Abwehrmaßnahmen beschränken, die den Flüchtlingsschutz in der EU nachhaltig unterlaufen. „Statt verstärkt auf restriktive Abwehrmaßnahmen zu setzen, muss es ein gemeinsames Anliegen sein, ein solidarisches und funktionierendes System für die Aufnahme von Flüchtlingen zu schaffen. Ein bloßes „Loswerden“ von Menschen ist mit der jenseits von nationalen Grenzen geltenden Würde des Menschen unvereinbar“, stellte der Rat der EKD fest.

Besonders kritisch sieht der Rat die Absicht, so genannte Ausschiffungsplattformen außerhalb der EU einzurichten. Es gebe bisher keinerlei Grundlage zu glauben, dass solche Einrichtungen zu schaffen seien, ohne grundlegende humanitäre und rechtliche Überzeugungen, die Europa geprägt haben, zu verletzen.

 „Alle, die die Auseinandersetzung über die Migrations- und Flüchtlingspolitik mit Maximalforderungen verschärfen, rufen wir dazu auf, Kompromissbereitschaft zu zeigen. Wir unterstützen nach Kräften all diejenigen, die auf der Suche nach tragfähigen Lösungen die Achtung der Menschenwürde höherstellen als jedes politische Kalkül“, so der Rat der EKD.

Viele Hintergrundinformationen zu den Themen Flucht und Migration gibt es auch auf der Website von „Brot für die Welt“: https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/hintergruende-zur-flucht/


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