Per Fernunterricht zu mehr Verantwortung in den Gemeinden
Seit 1960 bietet der Kirchliche Fernunterricht eine theologische Ausbildung für das Ehrenamt an. Mit ihr können Kirchenmitglieder mehr Verantwortung in ihren Gemeinden übernehmen. Jetzt gab es Zeugnisse für 44 Absolventen.
Neudietendorf (epd). "Etwa vor vier Jahren habe ich mir gedacht, das wäre doch was für mich." Christiane von Bargen kann auf eine lange ehrenamtliche Karriere in der evangelischen Kirche zurückblicken. Dann erlebte sie im Gottesdienst ihrer Gemeinde im brandenburgischen Kleinmachnow einen Prädikanten, der ehrenamtlich den Gottesdienst leitete. "Damals sagte ich mir: Das kann ich auch. Denn schließlich habe auch ich etwas zu sagen", berichtet von Bargen. Nach einem Schnuppertag beim Kirchlichen Fernunterricht (KFU) meldete sich die heutige Ruheständlerin für den Kurs an.
Mit ihr haben am Dienstagabend weitere 43 Absolventen und Absolventinnen im thüringischen Neudietendorf ihre Zeugnisse erhalten. Sie kommen aus allen Teilen Deutschlands, haben die unterschiedlichsten Berufe und gehören verschiedenen Altersklassen an. Im Verlauf der zurückliegenden 30 Monate waren sie alle in 349 Unterrichtsstunden, 13 Hausarbeiten sowie einer Examenspredigt gefordert.
"Gerade mein Examensgottesdienst war eine beeindruckende Erfahrung", sagt Lea Morgenstern aus Chemnitz. Seit ihrer Jugend trägt die Lehrerin den Wunsch in sich, in den Verkündigungsdienst zu gehen. Die Elternzeit für ihre zwei Kinder habe sie genutzt, einen tieferen Einblick in den Glauben, das Nachdenken darüber und das notwendige Handwerkszeug für die Gestaltung von Gottesdiensten zu erhalten. Ihren Mann und die Kinder hat die 29-Jährige zur Examensfeier mitgebracht: "Ohne die Unterstützung der Familie ist das nicht zu schaffen."
Examensübergabe
Wie der Rektor der Einrichtung, Pfarrer Michael Markert, im Rahmen der Examensübergabe erklärte, werden viele von ihnen als ehrenamtliche Predigerinnen oder Prediger in ihren Kirchengemeinden dringend gebraucht. Den evangelischen Kirchen mangele es in vielen Regionen nicht nur an Mitgliedern, sondern auch an hauptamtlichen Mitarbeitern. Die Gewinnung, Begleitung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen gehöre für die evangelische Kirche daher zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben. Die Möglichkeiten, die sich den Absolventen durch die Ausbildung eröffnen, regele allerdings jede Landeskirche selbst.
Der fundierten Ausbildung in der evangelischen Theologie liegt Markert zufolge der Gedanke des Priestertums aller Glaubenden zugrunde. Im Kirchlichen Fernunterricht werden umfassende Grundkenntnisse und eine eigene theologische Kompetenz vermittelt. Derzeit unterrichten mehr als 50 ehrenamtliche Dozentinnen und Dozenten in den fünf Fächern der evangelischen Theologie vom Alten und Neuen Testament, über Kirchengeschichte sowie Systematische Theologie bis hin zur Praktischen Theologie.
Motivation
Im eigenen Glauben sicherer und sprachfähiger zu werden, wird als Motivation von den Absolventen und Absolventinnen immer wieder genannt. Der erst 22-jährige Hannes Remmler aus Meiningen sagt: "Ich bin als Organist über die Musik zum Gottesdienst gekommen." Für den Lehramtsstudenten sei die Teilnahme am kirchlichen Fernunterricht damit ein Schritt gewesen, in seiner Heimatgemeinde weitere Aufgaben zu übernehmen.
Was Richard Keuch mit seiner Ausbildung anfangen wird, weiß der Mediziner noch nicht genau. Seine Gemeinde sei in der glücklichen Situation, genügend Verkündiger zu haben. Er selbst sei spät getauft worden, engagiere sich in seiner Gemeinde und habe das Bedürfnis gehabt, sich noch intensiver mit seinem Glauben zu beschäftigen. Insofern habe der Fernunterricht seine Erwartungen voll erfüllt. Es sei eine anstrengende, aber ungemein spannende Zeit gewesen, die ihm eine Fülle neuer Einsichten gebracht habe, sagt der Mediziner.
Das gilt auch für Christiane von Bargen. Sie beschreibt den Kirchlichen Fernunterricht als "unglaubliche Horizonterweiterung" - nicht nur theologisch: Sie sei ja keine Akademikerin. Und nun sei sie das erste Mal in ihrem Leben in eine Mensa gegangen. Sie habe das erste Mal in einer Bibliothek gearbeitet. Und sie könne jetzt Hausarbeiten am Computer schreiben. Auch für diese Erfahrungen sei sie dankbar.
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