02.02.2022
Soldatenseelsorge ist selbstverständliche Aufgabe der Kirche | Friedensbeauftragter Kramer für Bandbreite der evangelischen Friedensarbeit

Weimar (G+H) – Die Sorge um den Frieden dürfe nicht nur ein paar Friedensbewegte umtreiben, sondern gehöre in den Mittelpunkt kirchlicher Arbeit, erklärt der neue Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer, gegenüber der in Weimar erscheinenden Mitteldeutschen Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" (aktuelle Ausgabe zum 6. Februar).

Als einen Schwerpunkt seiner Arbeit bezeichnete er in dem Gespräch das Bemühen, "dass Deutschland dem seit einem Jahr in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag beitritt".

Kramer will die Friedensthematik in den Mittelpunkt der kirchlichen Arbeit stellen: "Wichtig ist mir dabei, dass die Friedensdekade und das regelmäßige Gebet für den Frieden wieder stärker in den Gemeinden verankert und praktiziert werden."

Der gebürtige Greifswalder, der in der DDR als Bausoldat den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert hat, will die Erfahrungen der Friedensarbeit der DDR-Kirchen in friedensethische Überlegungen einfließen lassen. "Diese Tradition gerade der DDR-Kirchen ist ein großer Schatz, der nicht in Vergessenheit geraten darf, sondern der auch für die heutige friedensethische Arbeit nicht nur der evangelischen Kirche immer wieder in den Blick genommen und neu entdeckt werden muss", so der Bischof.

Kramer betonte, dass er nach der friedlichen Revolution gegen eine Übernahme des Militärseelsorgevertrages in den ostdeutschen Kirchen votierte. "Wir haben seinerzeit uns für eine Soldatenseelsorge starkgemacht und damit einen Prozess in Gang gebracht, der zu Veränderungen in der Militärseelsorge geführt hat. Die Seelsorge an Soldaten hält er hingegen für eine selbstverständliche Aufgabe der Kirche, "die den Menschen in ihrer Not beizustehen hat".

Die Evangelische Friedensarbeit sei geprägt von einer großen Bandbreite an friedensethischen Positionierungen. "Diese Bandbreite im Gespräch zu halten und Brücken zu einer gemeinsamen Positionierung und zu gemeinsamem Handeln zu bauen, ist eine Aufgabe des EKD-Friedensbeauftragten."

Er erneuerte in dem Interview mit der Kirchenzeitung die Forderung der evangelischen Kirche nach einer restriktiveren Umsetzung der Regeln der EU zur Rüstungsexportkontrolle.

"Daher bin ich dankbar, dass die neue Bundesregierung ein Rüstungsexportkontrollgesetz auf den Weg bringen will." Die Rüstungsexporte, auch in Konfliktregionen, dürften nicht hingenommen werden. Das müssten die Kirchen immer wieder anmahnen, so der leitende Geistliche.

In Bezug auf den gesellschaftlichen Frieden sagte Kramer: "Christen sind dazu aufgerufen, achtsam und sorgsam sowie liebevoll mit dem Nächsten umzugehen sowie mit Umsicht und Vertrauen auf die aktuellen Entwicklungen zu reagieren." Protest gegen staatliche Maßnahmen sei legitim, aber er müsse gewaltfrei sein. Wer sich an Protesten beteilige, "sollte auch nach rechts und links schauen, wer da mit ihm demonstriert, und sich von Gewaltbereitschaft und brutaler Sprache klar abgrenzen".

Die Zuspitzung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine nannte Kramer erschreckend. Es müsse alles getan werden, damit ein Krieg verhindert werde. "Ich unterstütze nachdrücklich die Position der Bundesregierung, keine Waffen an die Ukraine zu liefern und diplomatische Lösungen zu suchen. Waffen können kein Teil der Lösung sein, sie würden eher zu einer Eskalation des Konfliktes führen." Kramer betonte, dass auch die Sicherheitsinteressen Russlands in den Blick zu nehmen seien.

https://www.meine-kirchenzeitung.de/c-aktuell/selbstverstaendliche-aufgabe-der-kirche_a31604


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