19.11.2019
Synode reagiert auf Bischofsrücktritt | Erklärung dringt auf Einheit der Kirche und gegenseitige Wertschätzung

Dresden (epd). Nach dem Bischofsrücktritt hat die sächsische Landessynode an die evangelisch-lutherischen Christen im Freistaat appelliert, die Einheit der Landeskirche zu wahren. In einer Erklärung betonten die Synodalen am Montag in Dresden die "wichtige Aufgabe, weiter an einer von Respekt und Wertschätzung getragenen Debattenkultur zu arbeiten". Zur Klärung von Sachfragen seien öffentliche Petitionen gegen Personen und Amtsträger kein geeignetes Mittel.

Um den Wortlaut der Erklärung hatte die Synode in stundenlanger Diskussion gerungen. Strittig war unter anderem, ob in den Text auf Petitionen überhaupt eingegangen werden soll.

Ferner heißt es in der Erklärung: Als ein Weg zum Neuanfang seien "Beichte, Gnade und Vergebung" zu sehen; und weiter: "Wir haben gelernt, dass der Wille zur Gemeinschaft auch mit Schmerzen und Mühen verbunden ist. Wichtig ist, dass wir einander trotz unterschiedlicher Positionen nicht verurteilen".

Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing hatte am 11. Oktober sein Amt zur Verfügung gestellt. Wenig später wurde bekannt, dass er als Student antidemokratische Texte verfasst hatte. Das Landeskirchenamt stufte diese als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein. Rentzing hat sich von den Texten distanziert. Zuvor war er als Bischof in einer Online-Petitionen aufgefordert worden, sich "von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien" klar abzugrenzen.

Als eine Reaktion auf die Causa Rentzing wird die Kirchenleitung eine Arbeitsgruppe einrichten, die gesellschaftspolitische Begrifflichkeiten klären und einen Gesprächsprozess anstoßen soll. Im Kern soll sie sich mit der "Unterscheidung von wertkonservativem Christsein und Rechtsextremismus" beschäftigen. Ergebnisse sollen der 28. Landessynode, die sich im Sommer 2020 konstituiert, vorgelegt werden.

Die Synode stimmte zudem einem Antrag zu, für kirchliche Mitarbeiter "Richtlinien" für die Nutzung von Sozialen Medien einzuführen. Diese sollten "dem Umstand Rechnung tragen, dass jegliche öffentliche Kommunikation kirchlicher Beschäftigter in der Regel als Äußerung der Kirche wahrgenommen wird". Laut Landeskirchenamtspräsident Hans-Peter Vollbach sind die Richtlinien als eine Orientierung zu verstehen, nicht als ein Disziplinarwerk.

Die Synode stimmte am Montag außerdem dem Haushaltplan für 2020 zu. Der neue Etat umfasst nach Angaben von Synodalpräsident Otto Guse rund 235,7 Millionen Euro, drei Millionen mehr als im Entwurf vorgesehen. Dieses zusätzliche Geld fließt in den Bau des Zentralarchivs der Landeskirche. Ein bisher geplanter Kernbau in Dresden-Coschütz wird für sechs Millionen Euro erweitert. Die übrigen drei Millionen Euro dafür kommen aus Darlehen.

Unter anderem werden aus Kirchensteuern 124,7 Millionen Euro erwartet und aus Staatsleistungen knapp 24,3 Millionen Euro. Aus dem Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fließen 55,6 Millionen Euro in den Landeskirchenhaushalt ein.

Die Synode tagt in der Regel zweimal im Jahr in Dresden. Sie ist das gesetzgebende Organ und vertritt in Sachsen 677.000 evangelisch-lutherische Christen. Am 29. Februar und 1. März wählen die 80 Synodalen einen neuen Bischöfin oder einen neuen Bischof.

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