16.11.2020
Übergriff auf Superintendent durch Rechtsradikale | "Hinsehen und für das einstehen, was uns an Werten wichtig ist"

Nach der zentralen Gedenkfeier zum Volkstrauertag am Sonntag (15.11.) in Apolda wurde der Superintendent des Kirchenkreises Apolda-Buttstädt, Gregor Heidbrink, von einer Gruppe offensichtlich Rechtsradikaler auf dem Friedhof bedroht und angegriffen.

Heidbrink hatte die Männer beobachtet, wie sie einen Kranz niederlegten. Er könne nicht wegsehen, wenn offensichtlich Rechtsradikale das Gedenken an die Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft für ihre politischen Motive missbrauchen und verunglimpfen, so Heidbrink. Als er das Geschehen mit dem Handy filmte, sei er massiv bedroht und angegriffen worden. Die Täter hätten ihm sein Handy weggenommen, die Videoaufnahmen gelöscht und es ihm dann zurückgegeben. Der Staatschutz hat jetzt die Ermittlungen übernommen.

Die Regionalbischöfin der Propstei Gera-Weimar, Dr. Friederike Spengler, und der Präses der Kreissynode des Kirchenkreises Apolda-Buttstädt, Hans-Jürgen Bauer, äußern sich wie folgt zu dem Geschehen:

„Wir sind dankbar dafür, dass Dr. Heidbrink das getan hat, wozu wir alle aufgerufen sind: Hinsehen und für das einstehen, was uns an Werten wichtig ist. Der Volkstrauertag hat in den letzten Jahrzehnten eine Entwicklung erlebt – weg von einer Verehrung vermeintlich heroischer Kriegstaten hin zur Mahnung zum Frieden. Das Eingeständnis der Schuld und die immer zu wiederholende Bitte um Vergebung denen gegenüber, die durch unser Volk gelitten haben, ist dafür die Voraussetzung. Die Beschäftigung mit unserer Geschichte ruft zum Einsatz für das friedliche Zusammenleben in Europa auf. Dabei leitet uns der Gedanke der Würde, die Gott dem Menschen gegeben hat: Diese ist stets in der Würde des Anderen anzuerkennen. Die bereits gewachsene Ausrichtung des Volkstrauertages im Blick auf die Gestaltung des Friedens ist ein guter Weg. Dieser wird auch gegen die versuchte Vereinnahmung durch nationalistisches Gedankengut weiter zu gehen sein.“

Landesbischof Friedrich Kramer betont:

"Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland steht hinter ihrem Superintendenten. Einschüchterungen, Bedrohungen und Gewalt gehören leider wieder zum Alltag in unserem Land. Darum ist es wichtig, dass wir die unterstützen, die Mut und Courage zeigen."


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar