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UN-Organisationen erklären erstmals "menschengemachte" Hungersnot in Gaza | EKM-Nahost-Beauftragter: "Als Christen auf menschliches Leid aufmerksam machen"

Erstmals haben die Vereinten Nationen am Freitag (22. August) für eine Region im Gaza-Streifen eine Hungersnot ausgerufen.

Das berichtet unter anderen die „Tagesschau“. Es handele sich dabei um das Gebiet in und um Gaza-Stadt. Mehr als eine halbe Million Menschen seien von der Hungersnot betroffen, teilten das Welternährungsprogramm und andere UN-Organisationen mit.

Das Welternährungsprogramm bezieht sich in seiner Beurteilung auf den Experten-Bericht der internationalen Initiative IPC, die unter anderem von UN-Organisationen, Hilfswerken und der Weltbank getragen wird. Sie analysiert die Ernährungssicherheit in Krisenländern.

Auch andernorts im Gaza-Streifen sei die Lage dramatisch, so die IPC. Das Leben von 132.000 Kindern unter fünf Jahren sei wegen Unterernährung bedroht, 41.000 davon würden als besonders bedrohliche Fälle betrachtet, doppelt so viele wie bei der vorherigen Einschätzung im Mai. Die Hungersnot sei menschengemacht, schreibt das IPC in einem Post auf der Plattform X. Sie könne gestoppt werden, wenn ausreichend Lebensmittel in den Gazastreifen gelassen werden.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist es das erste Mal, dass in einem Land des Nahen Ostens eine Hungersnot ausgerufen wird. "Ein sofortiger Waffenstillstand und die Beendigung des Konflikts sind von entscheidender Bedeutung, um eine ungehinderte, großangelegte humanitäre Hilfe zur Rettung von Menschenleben zu ermöglichen", teilte die Initiative mit. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, als Besatzungsmacht habe Israel eindeutige Verpflichtungen nach internationalem Recht, „einschließlich der Pflicht, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten sicherzustellen.“ Was nun passiere, sei der "vorsätzliche Zusammenbruch der Systeme, die für das menschliche Überleben notwendig sind". Der UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher warf Israel das gezielte Einsetzen von Hunger als Waffe vor. Es stünden genügend Lebensmittel bereit, um die mehr als zwei Millionen Menschen im Gaza-Streifen zu versorgen, sagte er in Genf.

Israel wies die Vorwürfe zurück und warf den Experten Manipulation der Zahlen vor. Das IPC habe die eigenen Regeln gebeugt, um sie der Kampagne der Hamas anzupassen, erklärte das israelische Außenministerium. Die IPC-Experten hätten die Schwellenwerte für Hungersnöte gesenkt und Kriterien ignoriert. Seit Kriegsbeginn seien mehr als 100.000 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangt.

Der Nahost-Beauftragte der EKM, Pfarrer Christian Kurzke, fordert alle Verantwortlichen auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, der Hungersnot ein Ende zu bereiten: „Ich bin schockiert über das Leid und Elend. Als Christen müssen wir auf menschliches Leid aufmerksam machen. Das Evangelium der Nächstenliebe verpflichtet, Verbrechen der Menschlichkeit anzumahnen und Frieden einzuklagen.“

Auch Deutschlands Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan forderte laut der „Tagesschau“, deutlich mehr Hilfe im Gazastreifen zuzulassen. Der Bericht der zuständigen IPC-Initiative zeige deutlich die katastrophale Lage in Gaza, erklärte die SPD-Politikerin: "Immer mehr Menschen - und vor allem Kinder - verhungern vor unseren Augen. Es darf nicht so weitergehen. Die Hungersnot ist ausschließlich menschengemacht", so Alabali Radovan. "Der Zugang zu Hilfslieferungen hat sich zwar leicht verbessert, aber der IPC-Report zeigt auch, das reicht bei Weitem nicht aus. Es braucht einen sofortigen Waffenstillstand und gleichzeitig gilt: Die Hamas muss die Geiseln sofort und bedingungslos freilassen."

Für das Erklären einer Hungersnot müssen drei Kriterien erfüllt sein: Mindestens 20 Prozent der Haushalte sind von einem extremen Lebensmittelmangel betroffen, mindestens 30 Prozent der Kinder leiden unter akuter Mangelernährung und täglich sterben mindestens 2 Erwachsene oder 4 Kinder pro 10.000 Einwohner an Hunger oder aufgrund des Zusammenspiels von Unterernährung und Krankheit.

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