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06.08.2017
Bausoldat in Prora

Meine Frau und ich laufen an der langen Reihe von Betongebäuden vorbei. Wir machen Urlaub auf der Insel Rügen. Da will ich sehen, was aus Prora geworden ist. Einst von den Nazis gebaut für die Aktion „Kraft durch Freude“. Aber dann kommt der Krieg. Kasernen entstehen. Und die werden später auch von den sowjetischen Besatzern und schließlich von den NVA-Truppen genutzt.

Hier war ich Bausoldat an einer Unteroffiziersschule. Wir mussten keine Waffen tragen, sondern haben die Kasernen geheizt. Bausoldat zu sein war ein Kompromiss. Manche waren in ihrem Widerstand gegen Militarisierung und Waffendienst viel mutiger als ich. Sie haben den Militärdienst generell verweigert und sind dafür im Gefängnis gelandet.

Wir schauen uns das Bausoldaten-Museum an, das im letzten Jahr entstanden ist. Da kommen die Erinnerungen wieder hoch. 18 Monate musste ich in Prora ableisten.

Meine Entscheidung, damals den Dienst mit der Waffe zu verweigern, war richtig. Ja, es ist zu jeder Zeit wichtig, sich für den Frieden einzusetzen. Den schafft eine Regierung nicht, indem sie die Militärausgaben auf zwei Prozent des Staatshaushaltes erhöht, neue Panzer und Flugzeuge anschafft. Eher ist nach den Ursachen für Krieg und Gewalt zu fragen. Es braucht zivile Lösungen, Entwicklungshilfe und Kompromisse. Dafür will ich weiter eintreten.

Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle.


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