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27.06.2022
Bösartige Fallen

Anastasia hat zuhause in der Ukraine englische Sprache studiert, ihr Plan: Lehrerin werden. Doch dann kam alles ganz anders.

Anastasia lernt jetzt als Freiwillige Minen suchen und entschärfen. Mit Helm und blauem Schutzanzug trainiert sie in einem Ausbildungslager im Kosovo. Vorsichtig führt sie die Sonde des Metalldetektors über das Gras. Hier war in den 1990er Jahren Krieg. Bis heute gibt es vermintes Gelände. Felder, Wiesen, Wälder, die man nicht betreten darf. Lebensgefahr! Versteckt im Boden lauern die bösartigen Fallen auf Opfer. Bei leichter Erschütterung explodieren sie.

Anastasia ist nicht allein. Sie sind acht Frauen aus der Ukraine zusammen mit einem Ausbilder. Sie hat gelernt, dass weltweit etwa 80% der Verletzten oder durch Minen Getöteten Zivilisten sind, die Hälfte davon Kinder. Sie verlieren Füße, Beine, das Leben.

Es piept! Der Detektor hat angeschlagen. Schweiß tritt Anastasia auf die Stirn. Vorsichtig legt sie die Mine frei und entschärft sie. Der Ausbilder klopft ihr anerkennend auf die Schulter. Eine Mine weniger, die Menschen erwischen kann auf der Flucht oder bei der Heimkehr in die Heimat, wenn der Krieg eigentlich schon vorbei ist. Jetzt wird kein Kind beim Spielen mehr darauf treten.

Minen liegen auch zuhause in der Ukraine. Anastasia ist wütend. Wie können Menschen nur so etwas Furchtbares tun?! „Du sollst nicht töten!“ heißt es doch in der Bibel. Sie wischt sich den Schweiß ab und klappt das Visier wieder runter. Dann greift sie nach dem Detektor und macht weiter.

Es sind nicht die Minen, die töten - es sind Regierungen, die sie benutzen.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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