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23.12.2020
Brich an, du schönes Morgenlicht

Seit dem Herbst wohnen meine Frau und ich neben der Marktkirche in Halle. Ihre vier Türme ragen in den Himmel. Viele Treppenstufen führen auf die Hausmannstürme. Von dort oben sieht man in der Adventszeit normalerweise unzählige bunte Lichter, die geschmückten Buden und ganz klein die Menschen unten auf dem Markt.

Normalerweise ist das so. Aber in diesem Jahr ist alles anders. So steige ich am frühen Morgen allein die Treppen hoch. Oben auf der Brücke zwischen den Türmen ist es ganz still. Nur der Wind rüttelt an den Dachplatten. Ich schaue über die Stadt. In ein paar Fenstern ist Licht. Hinten im Westen ahne ich den Fluss, der unsere Stadt durchquert. Halle-Neustadt liegt diesig eingehüllt. Zwischen Nacht und Tag treiben meine Gedanken wie auf einer Barke unter dem dichten Wolkenhimmel über die Häuser. Ich ahne die Menschen in ihren Wohnungen. Sie erzählen einander von ihrer Liebe, von ihrer Sehnsucht. Oder sie weinen, weil ein naher Mensch gestorben ist. Manche sind sehr einsam. Und wieder andere lachen, weil ihnen gerade etwas Lustiges einfällt.

Ich schaue zum dunklen Himmel. „Brich an, du schönes Morgenlicht“, summe ich vor mich hin, „und lass den Himmel tagen.“. Ein Weihnachtslied. Das Kind, das in die Welt kommt und das wir morgen feiern werden, soll Trost und Freude sein. Ein Licht für alle, die in diesen Tag gehen.

Betet Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle.


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