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22.12.2020
Baum der Hoffnung

„Nun ist aber Schluss mit Corona“, sagt meine Frau – und ich lege die Zeitung aus der Hand. „Heute wird unser Weihnachtsbaum aufgestellt.“ Wie immer zwei Tage vor Heilig Abend. Damit es zum Fest hin zeitlich nicht zu eng wird.

Trotzig haben wir eben noch auf der Plantage gesägt und geschimpft und gesägt, bis der Baum gefallen ist. Seine Nadeln riechen noch ganz frisch nach Harz. Ich zerreibe sie zwischen meinen Fingern. Und mit dem Duft kommen die Erinnerungen.

Wie ich als Kind vor dem Baum stand. Ich bewunderte das Lametta; es glitzerte im Schein der elektrischen Weihnachtsbaumbeleuchtung. Und dann der erste Baum gemeinsam mit meiner Frau. Mit Wachskerzen, die verdächtig flackerten. Und meine Angst! Drei Eimer Wasser standen neben dem Baum und eine Decke zum Löschen lag bereit. Meine Frau lachte über meine Sicherheitsvorkehrungen.

Und dann sehe ich die Augen unserer damals noch kleinen Kinder. Sie leuchten. Aufgeregt schieben sich die drei Mädchen durch die Tür, als sich das Weihnachtszimmer öffnet.

Auch in diesem verrückten Jahr 2020 mit seinem Auf und Ab, mit seinen Beschränkungen und Kontaktverboten holen wir uns das Grün ins Zimmer. Ich will das Leben spüren. Meine Sehnsucht ist so groß. Bis an die Decke soll die Hoffnung reichen: Das Leben wird siegen. Gott bleibt uns nahe, was immer auch geschieht.

Mich kann das trösten, sagt Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle.


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