Angedacht, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

21.01.2019
christos woskrese

Ein russischer Kollege erzählt mir folgende Geschichte, die in der Sowjetunion etwa 1959 spielt: Der Parteisekretär beruft in einem Betrieb der Schwerindustrie eine Versammlung der Arbeiter ein. Sehr ausführlich erklärt er auf der Bühne des Kulturhauses, es gehe nun zu Ende mit der Kirche. Die Arbeiter hören ihm schweigend zu. Als Beweis für seine Behauptung ruft er einen Priester ans Mikrofon, der darauf antworten soll.

Der Priester tritt auf die Bühne, sieht sich um und ruft dann: „Christos woskrese – der Herr ist auferstanden!“ Alle Arbeiter springen auf und antworten: „woistinu woskrese – er ist wahrhaftig auferstanden!“ Ohne ein weiteres Wort verlässt der Priester die Bühne.

Als mein russischer Freund und Priester mir die Geschichte erzählt, lächelt er. Wie oft in 2000 Jahren wurde schon das Ende der Kirche, das Ende des Glaubens behauptet. Wir reden über Kirche in Russland und Deutschland heute. Vieles verändert sich, darüber sind wir uns einig. Aber Glaube und Kirche werden bleiben.

Bei einem chai –Tee- versuchen wir uns vorstellen, wie der Parteisekretär wohl reagiert hat. Ganz ehrlich: wir haben sogar ein wenig Mitleid mit ihm. Dann sprechen wir über die Unterschiede seiner orthodoxen Gottesdienste und meiner evangelischen. Wir können das, weil wir im Glauben verbunden sind, allen Unterschieden zum Trotz. Das ist wichtig; gerade in unserer Zeit.

Dankbar dafür grüßt aus Dessau

Joachim Liebig


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar