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28.11.2018
Der Kaiser ist weg

Am 28.11.1918, heute vor 100 Jahren, tritt Kaiser Wilhelm II. von allen seinen Ämtern zurück. Vorangegangen ist der blutige Erste Weltkrieg mit Millionen von Opfern.

Der Rücktritt des Kaisers und aller Landesherren ist für die evangelische Kirche ein Schock. Darauf ist sie nicht vorbereitet. Der Kaiser in Preußen, die Landesherren sind in evangelischen Regionen auch die obersten Leitungen der Kirchen.

Es fällt der evangelischen Kirche damals schwer, sich an den Gedanken der Demokratie zu gewöhnen. In aller Eile muss sie sich neue Regeln geben.

Als kurz nach dem Ersten Weltkrieg andere Feinde der Demokratie stark werden, sind auch Teile der evangelischen Kirche ihre Unterstützer.

Heute leben wir in einer stabilen Demokratie. Alle Kirchen in Deutschland bekennen sich dazu mit großer Selbstverständlichkeit. Der Schutz von Minderheiten, die Meinungsfreiheit ist unverzichtbar. Wir können als Kirche in aller Freiheit predigen und unseren Glauben leben; nicht als Teil des Staates, aber freundlich verbunden. Der Staat schützt uns.

Als Kirche mischen wir uns ein in Dinge des Staates.

Nicht, weil wir es besser wissen.

Wir mischen uns ein, weil es Teil unseres Glaubens ist.

Wenn Menschen in Not nicht gehört werden;

wenn Schöpfung gedankenlos zerstört wird;

wenn Krieg als Mittel der Politik gelten soll,

dann dürfen wir nicht schweigen.

Es war für die Kirche ein langer Weg zu dieser Haltung. Heute vor 100 Jahren war dazu ein wichtiges Datum. 

Aus Dessau grüßt

Joachim Liebig


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