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08.12.2021
Der mit dem Stern

Ich besitze Weihnachtskrippen aus aller Welt - auch aus Mexiko, Tansania, und Polen.

Wenn ich die Krippenfiguren in diesen Tagen feierlich aus dem Keller hole, fällt mir neben Ochs und Esel, auch ein Alpaka oder ein Papagei in die Hände. Und das Kind in der Krippe hat eine schwarze, bräunliche oder europäische Hautfarbe. Genau so muss es sein. Wer das jüdische Kind Jesus von Nazareth auf den weißen Knaben im lockigen Haar festlegen will, liegt falsch. Jesus wurde für alle Welt geboren. Und alle Welt soll diesen Ge-burtstag mit ihren Farben und Bräuchen feiern.

Viele Menschen bei uns wissen gar nicht, dass zu Weihnachten die Geburt eines Juden gefeiert wird, dass Maria und Joseph jüdische Eltern waren und dass das Neugeborene später wie alle jüdischen Jungen beschnitten wurde. Ich finde es wichtig, dass wir uns das gerade im Jubiläumsjahr 1700 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland deutlich vor Au-gen führen. Jeder, der mit antisemitischen Parolen Juden diskriminiert und ängstigt, be-schädigt nicht nur sich selbst, sondern auch das Kind der Weihnacht. Seinen Geburtstag kann man nicht feiern, ohne an der Weihnachtskrippe jeglichen Rassismus abzulegen. Man kann zum Beispiel „Entschuldige bitte“ sagen.

So eine Entschuldigung wagt meine Wahlheimatstadt Magdeburg, die seit Jahren für eine neue Synagoge sammelt. 2023 soll diese eingeweiht werden. Ich kann mir vorstellen, dass Jesus sich mit gesprächsbereiten Juden, Christen und Muslimen darüber freut. Ich mich auch.

Gabriele Herbst, Pfarrerin aus Magdeburg


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