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20.04.2021
Die Jugend ist (gar nicht) schlecht

Zwei freie Bänke. Ich steuere sie an. Sie sind mit Graffiti bekritzelt, Kippen auf dem Boden und die Scherben einer großen Glasflasche liegen direkt vor der rechten Bank.   

Also wähle ich die linke und lasse mich nieder. Schnell versinke ich in mein Buch.

Da kommt eine Gruppe älterer Menschen gemächlich daher. Ein paar schieben ihre Rollatoren, einer sitzt im Rollstuhl. Zwei Pflegekräfte begleiten die Truppe. Sie halten direkt auf mich zu.

Ein Pfleger schiebt rasch die Scherben vor der Bank beiseite, damit einige Ältere sich setzen und etwas verschnaufen können. Die Pflegerin schimpft auf die Jugendlichen, die immer überall Dreck hinterlassen. Klar. Die Jugendlichen! Wer sonst!?

Wissenschaftler haben sich mit ‚der Jugend‘ beschäftigt. Wie geht es ihnen bei all den Einschränkungen? In dieser Lebensphase will man sich treffen, Musik hören, bisschen chillen. Leute kennenlernen, sich verlieben, feiern...

Stattdessen: Homeschooling und geplatzte Träume. Nix mit Auslandsjahr und all dem.

Die Studien stellen fest, dass die meisten Jugendlichen trotzdem sehr verantwortungsvoll mit den Maßnahmen umgehen. Ein Jugendlicher erzählt: „Ich will in den Bäckerladen. Fünf dürfen rein. Ich trete mit Maske ein und war Nr. 4 unter lauter unmaskierten Älteren. Dann kommen noch zwei. Auch ohne Maske. Es sind Polizisten. Ich bin so sauer. Weil die Erwachsenen sich an nichts halten, müssen wir die Folgen ausbaden.“

„Die Erwachsenen.“ – „Die Jugendlichen.“

Unsere Vorurteile können sehr ungerecht sein. Davor warnt Jesus: “Urteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet!“

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg 


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