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19.02.2020
Die zersplitterte Holztür

Die ältere Dame bleibt kurz stehen. Ihre Blicken streifen über die braune Holztür. Die Augen bleiben an ein paar Löchern direkt neben dem Türschloss hängen. Das Holz ist aufgesplittert von Einschüssen.

Vorsichtig zieht sie einen kleinen Splitter aus dem zerfransten Einschussloch. Sie hält den Splitter kurz in der Hand und schließt für einen Moment die Augen. Dann geht sie fort.

Lidia, eine Jugendliche, blickt ihr hinterher. Sie hat das hier schon öfter beobachtet.

Manche meinen, diese Splitter bringen Glück und Sicherheit, als seien sie was Heiliges.

Der Attentäter wollte sich durch diese Tür den Weg in die Synagoge freischießen. Zwei Menschen hatte er getötet. In diesen Tagen steht er vor Gericht.

Nicht nur Halle hielt damals den Atem an. Der Schock zog sich durchs ganze Land, weit in die Welt. Doch die Tür hatte dem Angriff widerstanden und so ein Blutbad verhindert. Manche nennen es das Wunder von Halle.

Die 18jährige Lidia ist oft hier in der Synagoge. Im Keller gibt es eine kleine Werkstatt. Dort malt sie. Gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen will sie nun die Synagogentür gestalten. Mit bunten Farben. Als Erinnerungstür, als Hoffnungstür, als Schutztür. Vielleicht auch als Tür des Gedenkens an die zwei Menschen, die die Tür nicht schützen konnte, weil sie woanders dem Attentäter begegnet sind.

Für mich wird sie auch eine Tür des Gebetes sein:

„Gott ich bitte dich, verschließe fest alle Türen vor Hass und Gewalt. Aber lass uns Türen öffnen für Menschen in Not“, betet

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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