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17.01.2023
Dornen und Müll sammeln

An Wintertagen, wo der Boden zugefroren war, und kaum Schnee lag, gingen meine Eltern auf die Dorfweide, um Dornensträucher abzuhauen. Das stand zwar in keinem Plan, war aber selbstverständlich, denn wenn der Nachbarvater und die Nachbarmutter zum freiwilligen Dienst aufriefen, konnte keiner wirklich Nein sagen. Und so machten sich auch die Nachbarn mit Äxten und scharfen Hacken zum gemeinsamen Dornenstechen auf, die in der Fabrik arbeiteten und längst keine Kuh mehr im Stall hatten; denn schließlich wollten auch sie jeden Morgen frische Milch bekommen. Für mich waren diese Aktionen bei oft klirrender Kälte abenteuerlich – obwohl ich schon sehr drauf achten musste, nicht gestochen zu werden! Schon der lange Fußweg auf die Allmende, die Hutweide, die allen Bürgern gehörte und wo Kühe und Büffel von Georgi Ende April bis zum Simoni Ende Oktober täglich weideten, war ein Ereignis. Dort angekommen stärkten sich die Männer und Frauen mit einem guten Schluck Pálinka und dann ging es an die mühsame Arbeit – Dornen und Disteln an der Wurzel abzuhauen, erst auf kleine dann auf große Haufen sammeln und so weiter. Aufgabe der Kinder war es, Brennbares zu sammeln und über das Feuer zu wachen, damit es nicht verlosch. Das Feuer war wichtig zum Wärmen, aber noch mehr, um neugierige Wölfe und Bären fernzuhalten. Ich musste an diese gemeinsamen Aktionen denken, als ich kürzlich einen Aufruf zum Mitmachen beim Müllsammeln auf stadtnahen Wanderwegen las – hoffentlich lassen sich viele für diese Aktion begeistern und packen an, damit die Wanderwege schön bleiben. Johann Schneider evangelischer Regionalbischof aus Halle


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