Ein Engel geht mit
„Abschied ist ein scharfes Schwert, das, ach, so tief ins Herz dir fährt ... Einmal geht auch die schönste Zeit vorbei.“ Sang einst Roger Whittaker und brachte die ganze Traurigkeit einer Trennung zum Ausdruck. Wo habe ich nur die Taschentücher hingelegt?
Für mich geht Ende des Monats meine Dienstzeit als Superintendent in Halle zu Ende. Auch meine Berufszeit als Pfarrer. Und nach 31 Jahren ist dies wohl mein letzter Text als Sprecher von über 700 „Worten aus der Kirche“ im Radio.
Auf eine erfüllte Zeit schaue ich zurück: in Leipzig, in Neustrelitz, in Röcken, in Wernigerode. Und seit 15 Jahren leben meine Frau und ich in Halle.
Viel habe ich meiner Frau zu verdanken. Unseren drei Töchtern. Und inzwischen sind längst die ersten Enkel da. Manchmal habe ich hier von ihnen erzählt.
In der Bibel lese ich, wie Tobit seine vertraute Heimat verlässt. Ihm und seinem Reisebegleiter werden gute Worte zugesprochen: „So ziehet hin. Gott sei mit euch auf dem Weg, und sein Engel geleite euch.“ (Tobit 5,23) Tobit ahnt in diesem Moment noch nicht, dass sein Begleiter ein Engel in Menschengestalt sein wird.
Abschiede gehören zum Leben dazu. Sie sind manchmal wie ein scharfes Schwert, aber nur so kann Neues wachsen. Ich bin gespannt, was mir im neuen Land des Ruhestands begegnen will. Doch ich weiß: Gott wird mir seinen Engel an die Seite stellen und mir nahe bleiben. Bleiben auch Sie behütet!
Hans-Jürgen Kant, gerade noch Superintendent in Halle