04.02.2025
Erbarmen
Immer wieder habe ich nur mit dem Kopf geschüttelt: Was für Wahlkampfreden hält dieser Mann! Kanada, Grönland und Panama sollen zu Amerika gehören. Aber nicht die Flüchtlinge, die als Erntehelfer, Putzkräfte, Pfleger und Tellerwäscherinnen illegal in den USA arbeiten. Und auch nicht die Menschen, die anders fühlen als die heterosexuelle Mehrheit, die will er überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen.
Trotzdem wurde Donald Trump zum Präsidenten gewählt. Demokratisch, mit Mehrheit. Nun versuchen viele, sich mit ihm zu arrangieren. Internetunternehmer und Ölmultis wittern sogar gute Geschäfte.
Nur wenige sprechen Klartext. Darunter die Bischöfin Mariann Edgar Budde im Gottesdienst im Rahmen seiner Amtseinführung vor zwei Wochen. Trump saß in der 1. Reihe. In der Predigt wandte sie sich direkt an ihn: „Ich bitte Sie, Erbarmen zu haben, Herr Präsident. Erbarmen mit Kindern, die Angst haben, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden, und Erbarmen mit jenen schwulen, lesbischen und Transgender-Kindern aus demokratischen, republikanischen und unabhängigen Familien, die teilweise um ihr Leben fürchten.“
Eine Amerikanerin, eine Bischöfin, die mutig zur Sprache bringt, was die Bibel von der Politik erwartet: Dass wir Fremden gegenüber barmherzig sind und dass die Schwachen nicht mit Füßen getreten werden.
Das sollte auch der neue amerikanische Präsident wissen, meint Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle.