05.02.2025
Lichtsucher
Als ich ein Kind war, ein Junge von sieben oder acht Jahren, spielte ich mit meinen Freunden abends auf der Straße direkt am Kühlungsborner Stadtwald. „Rettung durch das Licht“ hieß das Spiel. Es galt, allein in den Wald hineinzugehen, bis man ganz im Finstern steht. Dazu gehörte Mut.
Eines Abends war ich dran. Forschen Schritts lief ich los. Mit viel Licht im Rücken. Doch umso tiefer ich in den Wald kam, um so langsamer wurde ich. Irgendwo knackte es, ich blieb stehen. Lauschte. Immer wieder drehte ich mich um. Konnte ich das Licht noch sehen? Nur noch ein paar Meter weiter, dachte ich. Und dann stand ich auf einmal mitten im dunklen Wald. Komme ich hier je wieder heraus?
Na klar, einfach auf demselben Weg zurück. Ziemlich schnell war das rettende Licht dann wieder da. Ein Trostlicht. Erst nur als ein ferner Schein. Dann stärker. Und da waren auch schon die Stimmen meiner Freunde. Ich bin gerettet, ich habe es geschafft! Alle lachen, alle sind froh, dass es gutgegangen ist. Rettung durch das Licht.
Ich bin ein Lichtsucher geblieben. Aber nicht als einsamer Waldläufer. Sondern als einer, der Ausschau hält nach Zeichen der Hoffnung in unserer Welt und der versucht, mit anderen dazu beizutragen, dass sie heller wird: Durch Brot und Zeit, durch ein klares Wort oder eine helfende Hand.
Sagt Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle.