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17.09.2023
Es traf nur Unschuldige

Bassem und Diala leben nicht mehr. Sie wurden weggeschwemmt von der Flut in Libyen. Ertrunken in ihren Wohnungen. Viermal so viel Wasser wie 2021 im Ahrtal hat „Daniel“ vom Himmel regnen lassen. Gedanken an die Sintflut drängen sich mir auf: Dämme gebrochen, Brücken eingestürzt, Tausende ertrunken, 10.000 vermisst. Die Überflutung der Cyrenaika, so groß wie Sachsen-Anhalt, ist ein fürchterliches Unglück. Manche fragen, ob sie ein „göttliches Gericht“ ist. Warum wollen wir Gott dafür verantwortlich machen? Für das Unwetter? Für das Klima? Verschlimmert wird diese Katastrophe doch von einer zynischen Verantwortungslosigkeit und der Blockade der Kriegsherren in Libyen und deren internationalen Unterstützern: Arbeiten an der Infrastruktur im Land – dazu gehören auch die Dämme, die jetzt gebrochen sind – wurden hinausausgeschoben. Ebenso wie die Wahlen, die eigentlich schon 2021 stattfinden sollten. Es fehlt Mitbestimmung. Die Tyrannen haben in der Bevölkerung nur eine Zustimmung zwischen einem und sieben Prozent. Diese Männer haben vor dem Unwetter Ausgangssperren verhängt und die Schulen geschlossen, statt die Bevölkerung zu evakuieren und in Sicherheit zu bringen. Die eine furchtbare Katastrophe ist die Überschwemmung, die andere die machtgeile Verantwortungslosigkeit der Politiker. Es traf leider wieder die Falschen. Dafür können wir Gott nicht verantwortlich machen. Aber ihn anflehen und beten: Gott errette die Menschen in Libyen aus den Händen der Bösen und Tyrannen. Bewahre uns vor den Fängen machtgeiler Politiker. Und nimm Bassem und Diala in deine gnädigen Hände.

Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle


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