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04.02.2024
Facebook ist groß geworden

Wer hätte das gedacht?! Facebook ist groß geworden, hat Laufen gelernt und seinen eigenen Willen entwickelt. 20 Jahre wird das Netzwerk Facebook heute alt.

„Glückwunsch“, denke ich. – „Das sind zwanzig Jahre zu viel“, schimpfen andere. Denn so selbstverständlich die sozialen Medien Teil unserer Alltagskommunikation geworden sind – sie offenbaren auch Tag für Tag unsoziale Abgründe. Sie schüren Hass. Wie das?

Sich zu allem äußern zu können; noch für die krudeste Meinung irgendwo einen Fan zu finden; sich in die virtuellen Dunkelwinkel zu verkriechen, um dort unwidersprochen an den großen Feindbildern zu stricken – das war vor zwanzig Jahren schwerer.
Möglich aber war das leider schon immer. „Von Jugend an haben Menschen Böses im Sinn“, weiß schon das erste Buch der Bibel. Der Hass kommt nicht erst mit Facebook und Co. Aber seitdem er in der Welt ist, funktioniert er immer gleich.

„Gehasst wird ungenau“, bemerkt Carolin Emcke. „Präzise lässt sich nicht gut hassen. Mit der Präzision käme die Zartheit, das genaue Hinsehen oder Hinhören, mit der Präzision käme jene Differenzierung, die die einzelne Person mit all ihren vielfältigen, widersprüchlichen Eigenschaften und Neigungen als menschliches Wesen erkennt.“

Dass Facebook jemals so erwachsen wird, dass es das alles leistet, ist vielleicht zu viel verlangt.
Uns Usern aber ist das möglich: Raus aus der Bubble, genau hinsehen, präzise hinhören, einander begegnen. Auf Facebook oder wo auch immer. So wie man das von erwachsenen Menschen verlangen kann.

Conrad Krannich, Studierendenseelsorger in Halle

 


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