Gelebte Toleranz
Vor einigen Tage konnte ich an einer Führung durch den Bundestag teilnehmen.
Im Reichstagsgebäude war ich schon öfter.
Der große Sitzungssaal und die Kuppel sind bekannt.
Aber wussten sie, dass es dort auch eine Kapelle gibt?
Der Düsseldorfer Künstler Günther Uecker hat sie entworfen.
Für alle Glaubensrichtungen offen zu sein,
das ist richtig gelungen in der Bundestagskapelle.
Man tritt in einen indirekt beleuchteten Raum, das Licht fällt durch einen Wanddurchbruch.
Aus warmem Holz die schlanken hohen Stühle und Kniebänke.
Im Boden eine Stufe, die die Ostausrichtung symbolisiert.
Das Licht fällt von Süden ein – wichtig für den Blick nach Mekka.
Sieben Tafeln stehen schräg an die Wände gelehnt,
ein Symbol für das wandernde Gottesvolk und das Unterwegssein des Menschen.
Sie sind gestaltet mit Nägeln, Sand, Asche und Steinen.
Vorn sind zwei Tafeln. Sie stellen die Kreuze derer dar, die neben Jesus gekreuzigt wurden.
Es ist kein starres Bild, trotz der Kreuze.
Die öffnen sich beide zur Mitte und da ist nichts – wo eigentlich ja Jesus dargestellt sein müsste.
Aber davor steht der Altar aus Granit, der in seiner Schlichtheit so hoffnungsvoll wirkt mit einem beweglichen Kreuz darauf.
Ich war tief beeindruckt.
Und fühlte mich als evangelische Christin sofort doch heimisch.
Und konnte mir ebenso vorstellen, jüdische oder muslimische Freunde dorthin einzuladen.
So wird im Bundestag an diesem besonderen Ort versucht, die religiöse Toleranz für Christen, Juden, Muslime und Buddhisten zu leben.
Diese Toleranz wünsche ich mir überall in unserm Land
meint
Pfarrerin Renate Höppner, die fest verwurzelt ist in der evangelischen Kirche in Magdeburg