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05.06.2018
Genau hinsehen

Ich beneide sie nicht – die Richter im NSU Prozess in München.

Die Plädoyers sind gehalten.

Das Urteil wird im Sommer gesprochen.

Für die Angehörigen der Opfer ist vor allem die Begründung wichtig.

Mich erschüttern die Berichte immer wieder, wenn etwas in den Nachrichten dazu kommt.

Ich bin über mich selbst und über uns alle erschüttert.

Wie ging dies in unserem schönen Land?

10 Jahre lang konnten junge Menschen unentdeckt morden. Einfach so – Unschuldige – aus Hass heraus.

Wir haben es gehört, gewusst und nicht begriffen, als Einzelne, als Gesellschaft, als Kirche!

Ich war vergangene Woche mit Jugendlichen aus meiner Gemeinde in Berlin zu einer Theaterinszenierung.

Auf der Bühne für Menschenrechte haben Schauspieler den Angehörigen der Opfer ihre Stimme gegeben.

In Interviews haben sie ihre bewegenden und sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten erzählt.

Und wie so viel Hoffnung durch die Morde zerstört wurde.

Auch dies, dass sie jahrelang z.B. verdächtigt worden, aus Eifersucht gemordet zu haben.

Da sind wir alle schuldig geworden.

Wenn Unrecht geschieht genau hinsehen. Alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Ohne Vorurteile herangehen. Nach Ursachen suchen. Auch unangenehme Wahrheiten ansprechen. Das gilt für großes Unrecht, wie diese NSU Morde. Und es gilt aber auch für Differenzen und Streitsituationen unter uns. Genau hinsehen. Nicht vorschnell urteilen.

Wenn das Urteil in München gesprochen ist, sollen wir als Gesellschaft und Kirchen endlich anfangen, dieses Unrecht einigermaßen aufzuarbeiten.

Warum?

Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Einen guten Tag und genaues Hinsehen wünscht ihnen Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg


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