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30.11.2022
Gier

Sie ist fünf und braucht einen Grundwortschatz an Friedensvokabeln. Aber das Wort ‚Krieg‘ ist fast täglich in ihrem Kopf. Denn sie hat eine Freundin, die wegen des Krieges aus der Ukraine fliehen musste, weg von den Großeltern, vom Vater, vom geliebten Hund. Weihnachten wird die Familie getrennt sein.

„Ich möchte Putin totschlagen“, sagt sie beim Spielen. „Das verstehe ich“, antworte ich ihr. „Aber ich möchte, dass er vor ein Gericht kommt und für immer ins Gefängnis.“

Dann spielen wir Frieden. Mit Schleichtieren und vielen unzerstörten Häusern.

Doch der Krieg ist nicht weg nach dem Spielen. Und Putin noch längst nicht verurteilt.

„Du“, sagte sie später „Putin tut mir auch ein bisschen leid. Sogar sehr leid.“ „Warum“, frage ich zurück. „Wieso denkst du plötzlich so?“

„Er hat gar keine Freunde mehr“, seufzt sie. „Und wenn man keine Freunde hat, ist das ganz traurig.“

„Aber daran ist der doch selbst schuld,“ antworte ich.“ Er wollte das Land deiner Freundin haben und hat den Krieg begonnen. Und er hört nicht auf.“

Die Fünfjährige schweigt. Plötzlich flüstert sie: „Vielleicht sagt ihm niemand: „Du musst mit dem Krieg aufhören. Dann hast du auch wieder Freunde.“

Ich schaue das Kind mit seinem nachdenklichen Gesicht an. Es kennt noch nicht das Gesetz der Gier, das Freundschaft und Leben zerstört. Ich werde traurig, weil ich ihm nicht ersparen kann, in einer Welt zu leben, in der dieses Gesetz immer wieder regiert. Mein heiliges Buch bringt es auf den Punkt: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, und Schaden nimmt an seiner Seele.“

Gute Freunde wünscht ihnen, Gabriele Herbst aus Magdeburg.


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