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Ich sehe was, was du nicht siehst

Nun ist es wieder weg: das Altarbild des Naumburger Doms.

Lucas Cranach hatte es vor über 500 Jahren geschaffen. Doch schon wenige Jahre später wurde der Mittelteil mit Axthieben vernichtet. „Was das Bild zeigt, würde den Glauben stören.“ hieß es. Darum zerhackten sie, was ihrer Sicht nicht entsprach. So sind radikale Handlungen oft: brutal einfach.

Der Maler Michael Triegel hat ein neues Altarbild gemalt. Letzten Sommer wurde es im alten Rahmen aufgestellt. Es zeigt Menschen von heute in der Szenerie der Bibel. Es sagt: In deinen Mitmenschen kannst du Gott sehen.

Doch es gibt Streit mit dem Weltdenkmalrat. Aber nicht etwa wegen der modernen Interpretation Triegels. Sondern weil der neu aufgestellte Altaraufsatz den direkten Blick auf die berühmten Stifterfiguren Uta und Ekkehard im Naumburger Dom einschränkt.

Ok. Man muss ein wenig um die Ecke gucken – aber der Altar stand früher genau dort.

Die Fachleute waren übrigens trotz Einladung gar nicht selbst nach Naumburg gekommen, um sich alles vor Ort anzuschauen. Trotzdem wollen sie dem Naumburger Dom den Titel „Weltkulturerbe“ aberkennen.

Jetzt ist der Altaraufsatz erstmal wieder weg. Bis zum Sommer steht er in einem Museum in Paderborn. Zeit für die Verantwortlichen, sich Gedanken zu machen.

Manche fühlen sich gestört von Dingen, die sie sehen oder von Dingen, die sie nicht mehr sehen. So ist das oft: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es gibt vor allem verschiedene Sichtweisen und Blickwinkel. Und manchmal ist es nötig, um die Ecke zu schauen, um dann mehr und neu zu sehen.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg

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