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25.05.2021
Ich weiß es besser

„Mein Gefühl sagt mir, das ist falsch.“ Karin ist sich ganz sicher.
Karin entscheidet immer nach ihrem Gefühl. Damit hat sie Erfahrung.
Diskussionen sind mit Karin schwer zu führen. Argumente zählen nicht. Gefühl ist für sie alles.
Ihre erwachsenen Kinder verzweifeln daran.
Immer wieder kommt ihre Mutter in Schwierigkeiten. Sie kauft Dinge, die sie nicht braucht. Sie vertraut Menschen, die es nicht gut mit ihr meinen.
Wenn es schief gegangen ist, sitzt sie weinend am Küchentisch.

„Aber ich war mir so sicher!“ schluchzt sie dann.
„Vertraue doch nicht immer auf Dein Gefühl, sondern denke mal nach,“ sagt dann ihr Sohn.
Unter Tränen schießt Karin ihren wichtigsten Satz ab: „Ach, guck Dich doch an.“

Du bist gar nicht berechtigt, mich zu kritisieren, will sie eigentlich damit sagen.
Ende des Gesprächs.

Die Bibel beschreibt das mit dem Splitter im Auge des Anderen und dem Balken im eigenen Auge.
Erstmal auf den Balken bei sich achten, bevor man andere kritisiert.
Das kann Karin nicht. Jede Art von Kritik perlt an ihr ab. Wenn ihr Gefühl stimmt, ist alles andere falsch.
Karin kann nicht vertrauen.

In das Gefühl der Menschen, die es wirklich gut mit ihr meinen – ihre Kinder zum Beispiel.
Kritik kann sie nur persönlich nehmen.  Den Balken im eigenen Auge sieht sie nicht.
Karin will damit allem Streit aus dem Weg gehen und schafft immer neuen.
Ich will das nicht. Gerne streite ich mich: mit Argumenten und den Balken im eigenen Auge will ich dabei nicht vergessen.    

Streitbar grüßt aus Dessau
Joachim Liebig


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