Jeden Tag neue Nachrichten von Leiden und Tod.
Wir hatten uns irgendwie daran gewöhnt und doch ist es seit dem vergangenen Jahr anders.
Die letzten Fragen des Lebens sind uns näher gerückt.
Es gibt ein neues Risiko, das wir vermutlich nicht mehr los werden.  

Ich denke an den Familienvater, der mit nicht einmal 60 Jahren stirbt; die Mutter, die nicht die Einschulung ihrer jüngsten Tochter erlebt.
Opfer eines Virus, das vollkommen willkürlich Leben beendet.
Das ist nicht fair!

Wie kann Gott das erlauben?
Als Christ ist das für mich eine der schwersten Fragen.
Auch nach Jahrzehnten finde ich keine Antwort, auch ohne COVID19.
Warum werden wir unseren zweiten Enkelsohn nicht kennenlernen, weil sein Leben im 5. Monat der Schwangerschaft endet?

Ich frage Gott. Ich schimpfe mit Gott. Ich trauere.
Ich denke an die Bitte, die Jesus selbst kurz vor seinem Tod in höchster Not schreit: Gott, lass es anders werden!
Trost ist mir die Gewissheit, für uns alle hat Gott eine Idee, einen Plan; selbst für unseren zweiten Enkel, der nicht einmal diese Welt sehen konnte. Verstehen kann ich das nicht.
Ich muss es nicht verstehen. Der Trost soll  mir reichen.

Getröstet grüßt aus Dessau
Joachim Liebig