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10.03.2022
Ida

Große Bedrängnis schreibt große Heldengeschichten. Und viele Geschichten vom kleinen Widerstehen. Das geschieht nämlich überall dort, wo Menschen die Spielräume nutzen, die sie immer haben. Immer. Durch das, was sie tun. Durch das, was sie lassen.

Idas Angehörige staunten nicht schlecht. Unter den Sachen, die sie ihnen hinterlassen hatte – Zeugnissen, Kinderbilder, Papierkram – fand sich auch ein einzelner böser Brief. Verfasst vom Bund deutscher Mädel, dem weiblichen Zweig der Hitlerjugend. Darin schreiben die BDM-Gruppenführerinnen 1940 an Ida:

»Du hast verschiedene Male Aufforderungen zum Dienst bekommen und hast daraufhin nie etwas von Dir hören lassen. Außerdem hast du seit langer Zeit keinen Betrag mehr entrichtet, und hast keinerlei Interesse für die BDM-Arbeit gezeigt. Wir teilen Dir nun hierauf mit, dass deine Mitgliedschaft im BDM in der HJ nicht mehr besteht. Solltest du irgendwelche Einwendungen dagegen haben, so teile uns das bitte mit […]«

Ida hatte keine Einwendungen. Und das macht diesen bösen Brief zu ihrem allerschönsten Zeugnis überhaupt. Ausgestellt nicht erst, als der Nazi-Staat zusammenbrach wie jeder Terrorstaat irgendwann, sondern schon 1940.

»Gott hat uns keinen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.« Menschen wie Ida erinnern mich daran.

Conrad Krannich, Reformierte Gemeinde, Magdeburg


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