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23.09.2018
Johanneskirche

„125 Jahre bin ich“, raunt sie mir zu, die alte Dame.

Festgemauert steht sie da. Roter Backstein, sehr imposant.

Sie lacht mich an, die Johanneskirche. Ihr kann so schnell keiner was!

„Damals wurde ich gebaut“, erzählt sie, „weil die Bevölkerung in Halle so stark gewachsen ist. Die vielen Gottesdienstbesucher hättest du sehen sollen! Dann wurden es weniger. In DDR-Zeiten ging es mit mir bergab. Die meisten meiner Fenster wurden eingeschmissen. Schließlich taugte ich nur noch als Materiallager für eine Baubrigade.

Das war’s dann wohl, dachte ich.  -  Aber dann kam die Wende. Und die Gemeinde fragte sich: „Sollen wir unsere Kirche abreißen oder wieder richtig herstellen?“

Die Johanneskirche strahlt mich an: „Meine Leute bekamen Mut. Man hat sich damals für den Wiederaufbau entschieden. Und ich erlebte einen zweiten Frühling. Um mich herum wohnen jetzt viele junge Familien, auch betagte Menschen. Die freuen sich, dass es mich gibt.“

125 Jahre – die Dame hat was zu erzählen, denke ich. Wie viele Menschen hier gebetet haben. Und für was. Für Essen zum Beispiel oder dass der Krieg aufhört. Für einen Mann fürs Leben oder dass der geschwätzigen Nachbarin endlich ein Ziegel auf den Kopf fällt.

„Ja“,  seufzt sie, „ich hab mir manches anhören müssen.

Und manches dürfen. Viel gute Musik. Und jeden Morgen neu: Gottes Atem.“

Happy Birthday, liebe Johanneskirche  – sagt Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle.


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