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30.03.2018
Karfreitag

Das Ende kommt ganz still. Seit Tagen haben seine Frau und die erwachsene Tochter an seinem Bett gesessen. Nun sind sie gerade einmal vor die Tür gegangen.

Als hätte er darauf gewartet. Mit einem langen Ausatmen ist sein Leben zu Ende.

Es ging alles so schnell.

Im Frühsommer vergangenen Jahres die Diagnose.

Verzweiflung, Hoffnung, Therapie. Wut und tiefe Trauer.

Der 61. Geburtstag im Winter ist noch einmal ein wunderbares Fest mit der Familie und den Freunden. Es geht ihm gut. Vielleicht bleibt ihm doch noch Zeit, so hofft er; hoffen alle.

Aber dann kehrt die Krankheit zurück. Noch drei Wochen im Hospiz. Letzte Gespräche und alles klären. Er hat sich abgefunden. Sein Frau nicht. Sie macht ihm Vorwürfe.

„Du kannst mich nicht allein lassen!“ Schon ganz müde, ganz schwach drückt er ihre Hand.

Wenige Stunden später ist es vorbei. Ganz allein geht er den letzten Schritt aus dieser Welt.

Wo ist Gott? Warum erlaubt er das? So schnell, so früh?

Wo ist Gott? Vielleicht an seinem Bett? Der ruhige, fast friedliche Ausdruck auf seinem Gesicht lässt diese Hoffnung zu.

Gott weiß, wie wir Menschen sterben.

Gott kennt den Tod. Gerade dann lässt er uns nicht allein.

Er ist hindurchgegangen. An Karfreitag.

Es wird lange dauern, bis seine Frau darin Trost findet.

Aus Dessau grüßt

Joachim Liebig


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