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10.09.2021
Kirchengeschichten

Jedes Mal stehe ich lange vor dieser Gedenktafel in der Magdeburger Wallonerkirche: „Für Susanne Largentier“, steht da drauf. „Die Mutter Frankreich gebar sie, die Stiefmutter Frankreich vertrieb sie um der Religion willen, die Amme Deutschland nahm sie auf.“

Susanne gehörte zu einer Gruppe von Menschen, die im 17. Jahrhundert über Umwege aus Frankreich und Belgien in unsere Gegend kamen – Hugenotten waren das, evangelische Christen, die wegen ihres Glaubens schlimm verfolgt und vertrieben wurden. Magdeburg und andere Orte nahmen sie auf.

Sie hatten auch einiges im Gepäck: das Stumpfwirker-Handwerk brachten sie mit; sie stellten teure Tuche her, bauten Tabak und Waid an. Und wir verdanken ihnen einige Ausdrücke unserer Sprache, zum Beispiel: sich “blamieren” oder in der „Bredouille“ sein. Und wer zur „Fete“ „Buletten“ mit „Cislaweng“ bereitet – dessen Kochkunst erklärt sich mit diesen Worten französischen Ursprungs quasi von selbst.

Die Nachfahren der Hugenotten leben heute noch unter uns und heißen zum Beispiel Reclam, De Maizière oder – wie Susanne – Largentier. Dass ihre Vorfahren irgendwann mal aus Frankreich kamen, ist wenigen bewusst.

Was soll ich sagen: Wer sich zwischen Namen und Steinen ein bisschen auf die Suche macht, stößt in jeder Kirche auf Geschichten. Am Wochenende ist Tag des offenen Denkmals. Dass Sie was Spannendes entdecken, wünscht Ihnen Conrad Krannich von der Wallonerkirche in Magdeburg


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