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11.09.2021
September 11th

Ein Pressebild von Ende August zeigt die Soldatin Nicole Gee. In voller Kampfmontur hält sie ein wenige Wochen altes Baby im Arm. Seine Eltern hatten es am Flughafen in Kabul über den Zaun gereicht, wie so viele, auf dass wenigstens die Kinder gerettet würden. Die Soldatin kümmert sich um das Kind. Na klar, eine Bauchreaktion war das; Barmherzigkeit nennt man das.

Auf den Tag zwanzig Jahre ist es nun her, dass Männer Flugzeuge ins World Trade Center steuerten und Tausende in den Tod rissen. September 11th – was für ein Horror.

„Rache war damals unsere erste Reaktion“, sagte neulich ein amerikanischer Soldat.

Der Wunsch nach Vergeltung gebar einen Militäreinsatz, und der endet nun mit vielen Fragezeichen. Vietnam war einmal das Synonym für einen sinnlosen Krieg, jetzt ist es Afghanistan. Denn was haben die Jahre gebracht? Wofür haben all die Menschen ihr Leben lassen müssen: Zivilisten, Kameraden, Kolleginnen? War es das wert?

Wert hat, was nicht aus Rachsucht geschah. Dass die Lebenserwartung in Afghanistan auf 60 Jahre stieg und die Kindersterblichkeit sank, ist eine Errungenschaft. Ebenso, dass Mädchen zur Schule gegangen sind; dass Menschen frei wählen konnten. Dahinter kommt man nicht so leicht zurück.

Nur wenige Stunden, nachdem sie das Baby im Arm hielt, wurde Nicole Gee von einem Attentäter ermordet. Es ist unerträglich. Der Schmerz schreit nach Rache. Aber das dreht die Spirale weiter.

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Jetzt erst recht, glaubt Conrad Krannich von der reformierten Gemeinde in Magdeburg


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