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20.07.2022
Klassentreffen

Neulich hatte ich so eine Art Klassentreffen. Bei einem großen Fest traf ich Menschen, mit denen ich vor vielen Jahren in der Schule war.

Ach, das war wunderbar: Es braucht zwei Sätze, da stehen die goldenen Jahre wieder vor Augen, gerade so, als hätten sich unsere Wege erst gestern getrennt. Die Wiedersehensfreude macht die Fältchen und den grauen Schimmer im Haar unsichtbar und wir setzen dort fort, wo wir einst vor vielen Jahren aufhörten.

Klassentreffen – sie haben auch etwas Erbarmungsloses. Denn es ist völlig egal, wie viele Jahre ins Land gezogen sind. Bei diesen Treffen bleiben die Coolen die Coolen. Und die’s damals schwer hatten, verharren in der für sie aus alten Geschichten geschreinerten Schublade, und kommen da einfach nicht raus.  

Eigentlich dämlich. Als wären wir irgendwann fertig in diesem Leben! Und schade. Denn was könnte man nicht alles bauen auf diesem Fundament der gemeinsamen Jugend. Diese wortlose Vertrautheit, die sich allein einstellt durch die miteinander verbrachten prägenden Jahre – was für ein Schatz!

„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7), heißt es in der Bibel. Das ist auch uns möglich, hinter die Oberfläche aus alten Geschichten zu schauen. Vielleicht braucht es dafür eine Begegnung neben dem Massentreffen Klassentreffen, vielleicht aber auch einfach noch ein paar Jahre mehr, bis der körperliche Verfall die Karten noch einmal neu mischt.

Ihnen in diesem Sommer auf jeden Fall gute Begegnungen mit alten Bekannten.

Conrad Krannich, Reformierte Gemeinde, Magdeburg  


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