Angedacht, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

13.08.2019
Mauer

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Viele Menschen verbinden mit diesem Satz sofort den Tonfall Walter Ulbrichts.

Am 13. August 1961 wird die Mauer aber Tatsache.

Nun, wir wissen: nicht für immer.

Ein einziges Wort macht 1989 die Grenze zunichte: „Unverzüglich“.

Unverzüglich gelte die neue Grenzregelung, so Günter Schabowski.

Niemals in der Geschichte haben Mauern gehalten, was sich ihre Erbauer davon versprachen. Selbst die architektonisch grandiose große chinesische Mauer hielt die Veränderungen in China nur auf.

Ein Staat braucht sichere Grenzen, darüber muss nicht diskutiert werden. Aber Grenzen müssen auch durchlässig sein.

Mauern aus Beton und Stahl - Mauern im Kopf schaden denen am meisten, die sie bauen.

Sie sind ein Zeichen von Schwäche und ungelösten Problemen. Eine Mauer zu Mexiko wird den USA nicht helfen.

Das Christentum konnte sich vor 2000 Jahren ausbreiten, weil das römische Reich von Schottland bis Afrika und von Portugal bis Afghanistan mauerlos, grenzenlos war.

Wir waren schon weiter mit Europa – vor 2000 Jahren.

Ich wünsche mir furchtlose Europäer auf den Spuren des Christentums, die stark genug sind, keine scheinbare Sicherheit hinter geschlossenen Grenzen nötig zu haben.

Ach ja: Eine Mauer haben auch die Römer gebaut: den Limes. Damit wollten sie uns, die Barbaren, aus ihrem Reich fernhalten. Das Christentum kam daher erst 800 Jahre später in unsere Gegend.

Schade!

Mit Bedauern grüßt aus Dessau

Joachim Liebig 


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar