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25.05.2018
Mit Namen

Nach einer Tagung mit vielen Menschen schwirrt mir am Ende noch ein bisschen der Kopf. Ich denke: Jetzt nicht gleich zurück ins Büro, sondern erst mal allein einen Latte Macchiato trinken!

Ganz in der Nähe meines Büros gehe ich in ein Café. Eigentlich bin ich hier eher selten. Studentinnen und Studenten gehen hier ein und aus. Und auch die da bedienen, sind wohl überwiegend Studierende.

„Was hätten Sie gerne?“ Fragt die junge Frau hinter dem Tresen.

„Einen Latte Macchiato, bitte.“

„Ja, gerne, Herr Kant, nehmen Sie schon einmal Platz, den bring ich Ihnen gleich.“

Ich stutze: Wie? Die kennen schon deinen Namen?

Und denke: Du bist hier so selten und die wissen wirklich, wie du heißt!

Ich gehe an meinen Tisch und muss plötzlich lachen. Auf der Jacke klebt von der Tagung noch mein Namensschild: Hans-Jürgen Kant.

Alles klar. Die kennen meinen Namen, weil ich mich kenntlich gemacht habe.

Mich berührt die Vorstellung in der Bibel, dass Gott alle Menschen mit Namen kennt. Mir schenkt das ein Gefühl von Geborgenheit. Ich fühle mich aufgehoben. Ich bin nicht irgendwer, austauschbar mit anderen, sondern habe einen Namen.

Im Café allerdings habe ich mein Namensschild schnell abgemacht. Als ich nach einer guten Viertelstunde meine Tasse an den Tresen zurückbringe und „Tschüss!“ sage, kommt dennoch zurück: „Danke, Herr Kant!“

Toll gemerkt von der Studentin, findet Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle.

 


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