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10.01.2019
Mitfühlen

Autsch. Beim Frühstück ist meine Frau mit dem Käsemesser abgerutscht. Ratsch, hinein in den Finger. Das hat bei mir auch gleich weh getan.

Es war zum Glück nicht so schlimm. Pflaster drauf und gut.

Wenn sich einer verletzt, schmerzt es oft auch bei einem selbst. Das funktioniert erstaunlicherweise nicht nur bei Freunden oder den eigenen Kindern, das geht sogar bei Fremden und im Fernsehen. Darum mache ich bei manchen Filmszenen doch lieber die Augen zu. Dann tut‘s nicht so weh.

Es sind eben nicht nur betroffene Nervenzellen, die direkt schmerzlich reagieren, sondern auch unser Gemüt - unsere Seele. Wir können mitfühlen. Das ist wunderbar und macht uns zu Menschen.

Aber wie ist das, wenn sich einer verletzt, den wir überhaupt nicht leiden können?

Doch – auch da fühlen wir mit. Ganz intuitiv. Zuerst jedenfalls.

Geht es, sich das zu bewahren? Nicht abzustumpfen? Auch wenn man den anderen für einen Vollpfosten hält?

Ja, ich kann mitfühlend bleiben und trotzdem meine Meinung über den anderen behalten und auch offen dazu stehen.

Vielleicht brauchen wir das gerade jetzt ganz besonders. Jetzt in dieser Zeit, wo sich oft ein tiefer Riss durchs Land und durch die Menschen zieht. Sogar mitten durch Familien. Weil die Wertevorstellungen und Meinungen oft meilenweit auseinandergehen.

Vielleicht müssen wir gerade jetzt besonders darauf achten mitmenschlich zu bleiben, freundlich, vielleicht sogar liebevoll.

Wenn Jesus davon redet, auch seine Feinde zu lieben, dann geht es genau darum, nicht in Schadenfreude oder gar in Hass abzurutschen.

Das ist schwer. Aber so wichtig. Klare Kante zeigen und trotzdem respektvoll miteinander umgehen.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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