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11.01.2019
Tag des deutschen Apfels

Heut Abend mache ich den Herd an. Ich nehme ein paar Äpfel aus dem Korb, entferne das Kerngehäuse und höhle sie aus. Da hinein stopfe ich Rosinen, Nüsse, Zimt und Nelken. Und dann ab damit in die Röhre.

Wenn die Schale aufplatzt, kommt noch etwas Zucker drüber und fertig sind meine Bratäpfel. Lecker!

Damit begehe ich ganz stilvoll den heutigen Tag des deutschen Apfels.

Ich verwende sogar extra einen Apfel mit einer besonderen deutschen Geschichte: Nämlich den Korbiansapfel.

Der hält sich gut über den Winter, hat ein festes Fruchtfleisch und ist leicht säuerlich. Er ist eine Züchtung von Korbinian Aigner vor etwa 80 Jahren.

Korbinian war Pfarrer und Hobbyzüchter. Und er sah kritisch, was in Deutschland 1939 passierte. „Viel Leid wäre dem deutschen Volk und seinen Nachbarn erspart geblieben.“ sagte er damals unvorsichtigerweise im Religionsunterricht. „Darum sei das Attentat auf Hitler zwar Mord, aber keine Sünde“. Eine Aushilfslehrerin verpfiff den Pfarrer Korbinian und er wurde von der Gestapo abgeholt und kam schließlich ins KZ nach Dachau. Dort landete er im sogenannten Priesterblock. Denn er war nicht der einzige Geistliche, der mutig sagte, was er dachte.

Im Lager zwang man ihn zu landwirtschaftlichen Arbeiten.

Als erfahrenem Hobbyzüchter gelang es Korbinian an diesem absolut lebensfeindlichen Ort Hoffnungszeichen zu züchten. Er pflanzte seine Apfelbäume zwischen den Häftlingsbaracken und nannte die Sorte KZ-3.

Er hat überlebt. Die Sorte wurde berühmt.

Heute ist der Tag des deutschen Apfels. Mich erinnert er an Korbinian Aigners

Mut. Und daran, dass die Hoffnung stärker sein kann, als Gefängnis und Tod. Und manchmal wächst sie wie ein Apfelbäumchen.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg

 


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