Nichtstun
"Herrmann?"
"Ja?"
"Was machst du da?"
"Nichts!"
"Nichts? Wieso nichts?"
"Ich mache nichts!"
"Gar nichts?"
"Nein."
"Überhaupt nichts?"
"Nein, ich sitze hier!"
Sie wissen, liebe Hörerinnen und Hörer, wie dieser Sketch von Loriot weitergeht. Wie Herrmann seine Frau mit dem Nichtstun auf die Palme bringt.
Wenn die Leute mich fragen: „Herr Kant, Sie gehen ab dem 01. November in den Ruhestand. Was werden Sie dann tun, wo werden Sie sich engagieren?“ - Dann fällt mir immer Herrmann ein und ich antworte: „Ich werde mich erst mal in einen Sessel setzen und darauf warten, dass ich mich langweile. Und erst wenn ich mich genug gelangweilt habe, werde ich mir überlegen, wo ich mich noch einbringen will.“
Erst mal freue ich mich auf Leichtigkeit, einen leeren Terminkalender, auf Zeit ohne Ende.
Forscher sagen: Nichtstun ist gesund und macht glücklich. Es erlaubt dir, im Moment zu leben und achtsam mit dir selbst zu sein.
In der Bibel lese ich: „Seht die Vögel unter dem Himmel und die Lilien auf dem Felde. Sie sorgen sich nicht und kommen doch gut durchs Leben.“
Was für eine Leichtigkeit, die es zu genießen gilt!
Aber dann gibt es wohl doch noch eine Menge zu tun: Aufräumen, Enkelkinder, Lesen, Freunde besuchen und Verwandte, in die Welt reisen … - und am Ende – davon bin ich überzeugt – findet sich etwas, das meinen Einsatz für andere braucht.
Hans-Jürgen Kant, demnächst Ruheständler in Halle.